Körperliche Beschwerden während der Schwangerschaft

Das Phänomen „Leben“ – hautnah zu spüren, wie aus einer einzelnen Zelle ein ganzer Mensch entsteht, empfinden werdende Eltern als besonders intensiv. Die ersten Purzelbäume des Kindes im Mutterleib lösen unbeschreibliche Gefühle aus. Eine Schwangerschaft verändert nicht nur Ihren Körper, sondern stellt meist auch Ihr bisheriges Leben ziemlich auf den Kopf. Auf den nächsten Seiten möchten wir Sie auf die „neuen wunderbaren Umstände“ vorbereiten und Ihnen einige Tipps für die nächsten neun Monate in Ihrer Schwangerschaft geben.

Körperliche Beschwerden

Neben den „üblichen“ Veränderungen in der Schwangerschaft – wie Gewichtszunahme, Vergrößerung des Busen und hormonbedingten Stimmungsschwankungen (die „anderen“ Umstände) – kommen bei einigen Frauen körperliche Beschwerden hinzu. Am häufigsten ist mit folgenden „Begleiterscheinungen“ zu rechnen:

Übelkeit und Erbrechen (Hyperemesis)

Mehr als die Hälfte aller werdenden Mütter leiden in den ersten drei Monaten unter leichter Übelkeit. Bei den meisten Frauen treten diese unangenehmen Begleiterscheinungen häufig nur in den frühen Morgenstunden auf. Bei anderen Schwangeren jedoch hält sie den ganzen Tag und steigert sich bis hin zum Erbrechen. Wodurch diese „typischen Schwangerschaftsbeschwerden“ verursacht werden ist bislang noch nicht so recht bekannt. Man vermutet jedoch, dass Übelkeit und Erbrechen durch die hormonelle Umstellung, insbesondere durch die Produktion des fetalen Human-Chorion-Gonadotropin (HCG), ausgelöst wird.

Auch Bakterien sind als Verursacher im Gespräch. In einer Studie konnte der Wiener Gynäkologe Peter Frigo nachweisen, dass sich im Blut von über 90 Prozent der von Hyperemesis betroffenen Frauen Antikörper gegen das Bakterium Helicobacter pylori gebildet hatten. In der Kontrollgruppe fand der Wissenschaftler nur bei gut 46 Prozent Antikörper gegen das Bakterium. Seine Schlussfolgerung: Eine Infektion mit Helicobacter pylori kann Hyperemesis gravidarum verursachen.

Was kann man dagegen tun?
Ein unschädliches Mittel gegen Übelkeit ist das Vitamin B6. Häufig hilft auch ein Cola-Getränk. Wenn Sie sich „hundeelend“ fühlen, helfen Medikamente gegen Übelkeit (Antiemetika). Bitte lassen Sie sich von Ihrem Arzt beraten, welche Antiemetika sie bedenkenlos einnehmen können. Bei starker Übelkeit sollten Sie unbedingt sofort Ihren Arzt informieren.

Hämorrhoiden und Krampfadern

Frauen neigen besonders in der Schwangerschaft zu Krampfadern und Hämorrhoiden. Durch die hormonelle Erweiterung der Gefäße, die allgemeine Gewebeauflockerung und durch den Druck der Gebärmutter wird der normale Rückfluss des Blutes aus den Beckenvenen gehindert. Krampfadern und Hämorrhoiden können dadurch leicht entstehen.

Was kann man dagegen tun?
Um Krampfadern zu verhindern, sollten werdende Mütter so oft wie möglich die Beine hochlegen. Aber auch mit regelmäßigen Spaziergängen und trockenen Bürstenmassagen von den Füßen zum Herzen hin kann man Krampfadern vorbeugen. Bei stärkeren Beschwerden kann eine Stützstrumpfhose helfen.
Schwangere, die an Hämorrhoiden leiden, sollten durch geeignete Kost für eine regelmäßige und weiche Verdauung sorgen. Krampflösende Zäpfchen und entzündungshemmende Salben lindern die Beschwerden. Auch lauwarme Sitzbäder mit Kamillen- oder Eichenrindenextrakt können helfen.

Infektionen und Fieber

Fieberhafte Infektionen stellen prinzipiell immer eine Gefahr für das ungeborene Leben dar. In den ersten drei Schwangerschaftsmonaten können sie Schädigungen am Embryo verursachen, im weiteren Verlauf eine Fehl- oder Frühgeburt auslösen. Besonders gefährlich ist eine Infektion mit dem Rötelvirus in den ersten Schwangerschaftsmonaten, wenn eine Frau bislang weder gegen Röteln geimpft ist noch die Infektion schon durchgemacht hat.

Häufig auftretende Infektionen während der Schwangerschaft sind Pilzbefall (Soor) der Vaginalschleimhaut sowie bakterielle Entzündungen, die ebenfalls die Scheide besiedeln. Nicht nur, dass diese Infektionen häufig unangenehme Symptome wie Juckreiz und starker Ausfluss mit sich bringen: Werden diese Infektionen nicht rechtzeitig behandelt, können sie die Schwangerschaft gefährden. Denn sobald die Erreger zur Fruchtblase aufsteigen, lösen sie entzündliche Prozesse in der Eihaut aus, die zu einem frühzeitigen Blasensprung führen können.

Was kann man dagegen tun?
Zahlreiche Infektionen und häufig auch deren Behandlung mit Medikamenten können nicht nur die Schwangerschaft gefährden, sondern auch Missbildungen beim ungeborenen Kind verursachen. Schwangere sollten daher in Grippezeiten große Menschenansammlungen meiden und niemandem die Hand schütteln. Frauen, die gegen Windpocken, Masern, Mumps und Röteln nicht immun sind, sollten den Kontakt zu Kinder (z. B. Kinderspielplätze, Kindergarten) einschränken oder sich komplett fernhalten. Impfungen, mit Ausnahme von Wundstarrkrampf (Tetanus) dürfen während der Schwangerschaft nicht durchgeführt werden.

Pilz- und bakterielle Infektionen der Scheide sollten während der Schwangerschaft sofort behandelt werden. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Frauenarzt tragen dazu bei, dass solche Infektionen rechtzeitig erkannt werden.

Rückenschmerzen

Kaum eine werdende Mutter bleibt von Rückenschmerzen verschont. Die natürliche Gewichtszunahme belastet die Wirbelsäule und durch den vorderlastigen Bauchumfang nimmt die Schwangere eine unnatürliche Körperhaltung ein.

Was kann man dagegen tun?
Schwimmen hilft am Besten gegen Rückenschmerzen. Gezielte Übungen zur Entlastung des Rückens werden in der Schwangerschaftsgymnastik vorgestellt. Schwangere sollten sich öfters hinlegen, um den Rücken zu entlasten. Das Tragen schwerer Gegenstände ist tabu.

In manchen Fällen drückt das Kind gegen den Ischiasnerv. Dann lindern Wärme (Heizkissen, durchblutungsfördernde Salben und Pflaster) und eine entlastende Seitenlage die Beschwerden.

Sodbrennen

Ab der zweiten Schwangerschaftshälfte leiden viele Frauen unter Sodbrennen, einem unangenehm brennenden Schmerz unter dem Brustbein. Die immer größer werdende Gebärmutter drückt den Magen nach oben, wobei etwas Mageninhalt in die Speiseröhre zurückfließen kann und die Schleimhaut reizt. Bei Frauen, deren Magen besonders empfindlich ist, kann Sodbrennen bereits in der Frühschwangerschaft auftreten. Durch den Hormoneinfluss erschlafft die Schließmuskulatur am Mageneingang und saurer Magensaft kann leicht in die Speiseröhre zurückfließen.

Was kann man dagegen tun?
Um Sodbrennen vorzubeugen, sollten Schwangere kleinere Mahlzeiten zu sich nehmen und sich nach dem Essen nicht hinlegen, da der Rückfluss des Mageninhaltes dadurch begünstigt wird. Ein natürliches Mittel gegen Sodbrennen sind Haselnüsse. Gut zerkaut und mit Speichel vermischt, neutralisieren sie die starke Säure.

Blutarmut

Ab der zweiten Schwangerschaftshälfte tritt bei den meisten Frauen ein Mangel an rotem Blutfarbstoff (Hämoglobin) auf. Das Hämoglobin ist für den Sauerstofftransport im Blut verantwortlich. Ein wichtiger Grundbaustein für den roten Blutfarbstoff ist das Spurenelement Eisen. Da auch das ungeborene Kind mit Blut bzw. Sauerstoff versorgt werden muss, ist während der Schwangerschaft eine vermehrte Bildung von Blut notwendig. Dementsprechend besteht auch ein erhöhter Bedarf an Hämoglobin bzw. an Eisen.

Was kann man dagegen tun?
Da ein Defizit an Eisen über die Ernährung so gut wie gar nicht ausgeglichen werden kann, verschreibt der Frauenarzt in der Regel Eisenpräparate, um einen Mangel auszugleichen.

Verstopfung

Als typische „Begleiterscheinung“ einer Schwangerschaft ist die Verstopfung anzusehen. Der Spannungszustand der Muskulatur ist durch die Hormonveränderung stark herabgesetzt und führt unweigerlich zu einer Verminderung der Darmbewegungen. Außerdem werden in den letzten Monaten der Schwangerschaft die Darmschlingen einfach beiseite gedrängt.

Was kann man dagegen tun?
Um Verstopfungen vorzubeugen oder zu lindern, ist es wichtig, täglich gut 2 Liter Flüssigkeit (keinen Alkohol, keinen Kaffee!) zu trinken! Zudem sollten werdende Mütter vermehrt schlackenreiche Kost (Vollkornprodukte, rohes Gemüse, frisches Obst, Quark, Sauerkraut und Sauermilch) zu sich nehmen. Die Verwendung von Abführmitteln sollte auf alle Fälle vermieden werden, da sie das ungeborene Kind schädigen können.

Schwangerschaftsstreifen

Bei manchen Frauen bilden sich während der Schwangerschaft rötliche Dehnungsstreifen auf den Brüsten, dem Bauch und den Oberschenkeln. Zwar schrumpfen sie nach der Entbindung zusammen und verschwinden oft ganz, doch bei einigen Frauen bleiben kleine silbrige Streifen zurück. Vor allem Schwangere mit Übergewicht oder sehr empfindlicher Haut sind davon betroffen. Es liegt aber auch an der erblichen Veranlagung, ob sich bei einer Schwangeren die Streifen bilden oder nicht.

Was kann man dagegen tun?
Die beste Vorbeugung von Schwangerschaftsstreifen ist die Vermeidung einer übermäßigen Gewichtszunahme während der Schwangerschaft. Viele schwangere Frauen schwören aber auch auf die sogenannte Zupfmassage. Hierbei zieht man mit zwei Fingern kleine Hautpartien am Bauch oder an den Oberschenkeln hoch und lässt sie gleich wieder los. Zusätzlich oder alternativ kann man die Haut mit Hautöl oder Feuchtigkeitscreme geschmeidig halten. Ob man mit Spezialpräparaten eine bessere Wirkung erzielen kann, ist eher umstritten.

Ganz gleich mit welchen Methoden man dagegen auch angeht: Nach wie vor ist immer noch nicht geklärt, ob sich Schwangerschaftsstreifen tatsächlich verhindern lassen. Aber immerhin: Schaden tun die Maßnahmen auf alle Fälle nicht!

Schlafstörungen

Schlafstörungen in der Schwangerschaft können ganz unterschiedliche Ursachen haben. Häufig wird die werdende Mutter nachts wach, weil das Kind im Bauch sehr aktiv ist und sich mit Turnübungen amüsiert. Aber auch der große Bauchumfang gegen Ende der Schwangerschaft bereitet häufig Schlafstörungen. Besonders betroffen sind dabei Frauen, die es normalerweise gewohnt sind, auf dem Bauch oder Rücken liegen. Diese Schlafhaltungen sind jetzt nicht nur unbequem. Gerade die Rückenlage kann größere Beschwerden bereiten, da die schwere Gebärmutter Blutgefäße im Beckenbereich leicht abdrücken kann und so die Gefahr einer Ohnmacht besteht. Gegen Ende der Schwangerschaft drückt außerdem das Kind immer stärker auf die Blase. Nicht selten müssen werdende Mütter drei bis viermal pro Nacht auf die Toilette. Bei vielen Frauen sind Schlafstörungen in der Schwangerschaft auch seelisch bedingt: Probleme mit dem Partner, finanzielle Schwierigkeiten oder die Angst, dass bei der Geburt nicht alles gut geht, belasten die Schwangeren sehr.

Was kann man dagegen tun?
Die beste Schlafposition für Schwangere ist deshalb die Seitenlage, bei der das untere Bein ausgestreckt und das obere Bein leicht angewinkelt ist. Damit es auch bequem wird, legt man ein Kissen dazwischen.

Die einzige Möglichkeit, gegen seelisch bedingte Schlafstörungen vorzugehen, ist eine bewusste Entspannung. Bestehen partnerschaftliche oder familiäre Probleme, kann nur eine Aussprache zur seelischen Entlastung beitragen. In vielen Fällen können Beratungsstellen (z.B. Pro Familia, Schwangerschaftsberatungsstellen der städtischen Gesundheitsbehörden, Sozialdienst katholischer Frauen e.V., evangelischer Beratungsdienst) weiterhelfen.

Die Einnahme von Medikamenten gegen Schlaflosigkeit ist dringend abzuraten, da sie – je nach Wirkstoff – zu Missbildungen beim Kind führen können.

Krämpfe

Da das wachsende Kind dem Stoffwechsel der Mutter wichtige Mineralstoffe entzieht, besteht bei Schwangeren ein erhöhter Bedarf an Calcium- und Magnesium. Wird dieser Bedarf nicht ausreichend gedeckt, kommt es leicht zu Wadenkrämpfen. Außerdem neigt die Gebärmutter eher zum Zusammenziehen.

Was kann man dagegen tun?
Ein Mangel an Calcium und Magnesium lässt sich leicht über die Ernährung (Milchprodukte, Bananen und grünes Gemüse) ausgleichen. Bei Bedarf können auch Magnesium- und Calciumtabletten Mangelerscheinungen beheben. In der Regel verschreibt der Frauenarzt bereits zu Beginn der Schwangerschaft entsprechende Präparate, um einem Mangel an wichtigen Mineralstoffen vorzubeugen.