Thromboserisiko bei Langstreckenflügen

Schon wieder gibt es eine neue Studie über das Risiko von Langstreckenflügen. Wegen der beengten räumlichen Verhältnisse an Bord besteht eine erhöhte Thrombosegefahr – auch als „Economy-Class-Syndrom“ bezeichnet. Es wird argumentiert, dass als Folge der Zwangshaltung in den engen Sitzreihen leicht Durchblutungsstörungen entstehen, die zur Bildung eines Blutstaus in den Venen führen können.

Mit zunehmender Flugdauer erhöht sich „als Folge der Sitzfolter“ die Gefahr einer Blutgerinnselbildung (Thrombose), vor allem in den Beinen. Bei der nächsten Aktivität, die die Blutzirkulation wieder anregt, kann sich dieser Pfropf in der Blutbahn lösen und beginnt zu wandern. Gelangt er in Herz oder Lunge, hat dies möglicherweise einen tödlichen Ausgang: Verstopft dieser Blutpfropf eine lebenswichtige Ader, kommt es zu einer Lungenembolie bzw. zu einem Herzinfarkt.

Wie häufig ist eine Flugreisen-Thrombose und wer ist gefährdet?

Zahlreiche Studien belegen eindeutig eine erhöhte Thrombosegefahr auf Langstreckenflügen. Das prominenteste Opfer war Präsident Nixon, der 1974 nach einer Flugreisenthrombose eine Lungenembolie erlitt. Ein Gerinnsel muss sich auch nicht unmittelbar nach Beendigung des Fluges lösen. Es besteht genauso die Möglichkeit, dass die tödlichen Folgen erst auftreten, wenn der Passagier das Flugzeug längst verlassen hat. Hier ist es natürlich schwer, einen Zusammenhang zwischen den ungünstigen Sitzverhältnissen an Bord und der Thrombose zu beweisen.

Am Flughafen Heathrow sind etwa 18 % der Todesfälle nach einem Langstreckenflug auf eine Lungenembolie zurückzuführen. Eine Studie am Tokioter Flughafen hält zumindest fest, dass von 20 Millionen Fluggästen jährlich etwa 100 bis 150 wegen Gerinnseln in Behandlung waren. In den letzten acht Jahren verstarben 25 Personen wegen Thrombosen nach einem Langstreckenflug. In anderen Studien waren Flugreisenthrombosen für 7 – 8 % der Komplikationen verantwortlich.

So entgehen Sie dem Economy-Class-Syndrom

  • Legen Sie bei langem Sitzen öfters Bewegungspausen ein
  • Vermeiden Sie es, länger Ihre Beine zu überschlagen
  • Trinken Sie ausreichend Flüssigkeit, v. a. Wasser, Tee oder Säfte
  • Halten Sie sich mit Genussgiften zurück Alkohol fördert die Flüssigkeitsausscheidung über die Niere und erweitert die Gefäße
  • Kaffee bewirkt ebenfalls eine stärkere Wasserausscheidung
  • Nikotin verengt die Blutgefäße
  • Tragen Sie bequeme, nicht einengende Kleidung
  • Vorbeugende Einnahme eines Präparates mit Rosskastaniensamenextrakt
  • Bei vererbter Thromboseneigung schützen Sie Stützstrümpfe oder Kompressionsstrümpfe während des Fluges zusätzlich
  • Bei früherer Thrombose fragen Sie vor der Reise Ihren Hausarzt um Rat, möglicherweise sind Heparinspritzen notwendig

Eine australische Studie zum Thrombose-Risiko

Nach einer aktuellen australischen Studie erhöht sich das Risiko für eine Venenthrombose durch einen jährlichen Langstreckenflug um 12 %. Sie kann bis zu zwei Wochen nach dem Flug auftreten. Verglichen mit Verkehrstoten durch Autounfälle ist das nicht viel. Andererseits erhöht sich die Gefahr beträchtlich, wenn die Venen schon vorgeschädigt sind. Und das ist laut der Bonner Venenstudie bei jeder 5. Frau und jedem 6. Mann der Fall. Nur jeder Zehnte hat vollkommen gesunde Venen. Frauen sind wegen ihres schwächeren Bindegewebes stärker gefährdet, durch eine Schwangerschaft verstärkt sich die Gefahr noch. Risikofluggäste sind vor allem Personen über 50 Jahre oder mit weiteren Risikofaktoren.

Vorbeugen ist möglich!

Zu dieser Thematik wurde eine randomisierte Doppelblindstudie während eines Langstreckenfluges von Frankfurt nach Kyoto unter Teilnahme von Venenärzten durchgeführt: Ziel war es, herauszufinden, inwieweit die Einnahme eines Venenmittels mit Rosskastaniensamenextrakt das Anschwellen der Beine beeinflusst. Die venengesunden Versuchspersonen begannen mit der Einnahme der Kapseln 10 Tage vor dem Abflug, wobei eine Gruppe das Präparat mit Wirkstoff erhielt, die 2. Vergleichsgruppe aber nur Placebo (wirkstofffreies, äußerlich identisches Mittel).

Der Umfang der Beine wurde ½ Stunde sowie drei bzw. 14 Stunden nach Abflug gemessen. Das Ergebnis zeigte eindeutig ein geringeres Anschwellen der Beine bei der 1. Gruppe, die das Venenmittel erhalten hatte. In der italienischen LONFLIT2 Studie wurde die Wirksamkeit von Stützstrümpfen unter Beweis gestellt: Bei 833 Fluggästen ergab sich, dass die Passagiere mit knielangen Stützstrümpfen eine deutlich geringere Thrombosehäufigkeit (0,24%) aufwiesen als die Gruppe ohne Strümpfe mit rund 4,5%. Besteht ein sehr hohes Risiko können Heparinspritzen vom Hausarzt helfen, denn Heparin verdünnt das Blut.