Tiere in der Therapie: Hund, Katze & Pferd – für Kinder und ältere Menschen

Von kleinen Jungen kennt man das: Sie werfen eine Katze ins Wasser oder ziehen den Kanarienvogel der Schwester am Schwanz und freuen sich diebisch, wenn das arme Tier zu kreischen anfängt. Auch wenn dieses Verhalten böse ist, ist es leider Gottes relativ normal. Kinder, die nie Dummheiten machen, sind hingegen nicht normal. Sie fallen auf durch ihre Unauffälligkeit: Sie sind schweigsam oder reden nur undeutlich und leise, sie stellen keine Fragen und sind nervös und klammern sich an der Mutter fest.

Diese Kinder quälen keine Tiere, sondern profitieren auf eine friedvolle Art von ihnen, nämlich im Rahmen einer so genannten Tier-Therapie. Im Umgang mit dem schwächeren, aber lieben Gegenüber lernen sie einerseits Selbstbewusstsein und andererseits Fürsorge für das Tier. Mit dem Hund als Kumpel überwinden sie ihre Angst vor anderen Menschen. Nicht nur Kinder profitieren von den Vierbeinern: Vom Alzheimer-Patienten über die Behandlung und Betreuung von Drogensüchtigen bis zur Schmerztherapie: Der Umgang mit Tieren tut offensichtlich jedem gut.

Der Hund: Ein Therapeut mit vier Beinen

Zwischen 3 und 13% aller Kinder sind sozial ängstlich. Allein die Spannweite dieser Schätzung zeigt, wie wenig das Gebiet bislang erforscht ist. Sie deutet auch an, dass die Anzahl der ängstlichen Kinder zunimmt. Soziale Ängst++ lichkeit von Kindern kann mit Tieren besonders gut behandelt werden: Kinder sind fasziniert von Tieren. Die Therapeuten müssen also keine pädagogischen Tricks anwenden, um das Kind mit dem Tier zusammenzubringen.

Der ideale therapeutische Begleiter für Kinder ist der Hund, denn Hunde haben mit Kindern eines gemeinsam: Sie spielen ausgesprochen gerne miteinander. Insofern werden diese Tiere bevorzugt als Spielkamerad in der Kindertherapie eingesetzt.

Die Tier-Therapie – eine junge Wissenschaft

Angeblich wurden Tiere schon im 8. Jahrhundert als eine Art „Therapie“ benutzt, um psychisch gestörten Menschen zu helfen. Als gesichert gilt: Der erste, der gezielt Tiere zur Behandlung kranker Menschen einsetzte, war der amerikanische Kinderpsychotherapeut Boris Levinson. In den sechziger Jahren fand er heraus, dass die Anwesenheit eines Tieres während der Therapiestunden den Kontakt zu seinem Patienten enorm verbesserte.

Er untersuchte und dokumentierte die Veränderungen im Verhalten von Menschen, die unter extremen sozialen Schwierigkeiten litten. Er stellte fest, dass Tiere eine sehr positive, beruhigende Wirkung auf psychisch kranke Menschen ausüben. Von Einsamkeit und Depression bis zur Geisteskrankheit und krimineller Unzurechnungsfähigkeit – mit Tieren ließen sich fast alle psychischen Störungen wirksamer behandeln als zuvor.

In den folgenden Jahren wurde die Richtigkeit vieler Ideen des Kinderpsychotherapeuten in wissenschaftlichen Studien bewiesen. So steht fest, dass Tiere zum Beispiel in Altersheimen allgemein das Klima und die Lebensqualität verbessern. Alte Patienten brauchten auf einmal weniger Medikamente. Der Besuch von Meerschweinchen, Wellensittichen und Katzen senkt den Blutdruck und die Pulsfrequenz und lindert depressive Verstimmungen. Da man mit Tieren nicht „reden“ kann, vermitteln sie insbesondere Menschen, die im Alter geistig stark nachgelassen haben, das Gefühl, verstanden und gebraucht zu werden. Auch Strafgefangenen helfen Tiere bei der Resozialisierung. Erst vor kurzem haben Studien in Australien gezeigt, dass der Besitz eines Tieres möglicherweise die Risikofaktoren für einen Herzinfarkt senkt.

Vom Fisch bis zum Pferd, fast alle Tiere haben einen direkten positiven Einfluss auf die Gesundheit und seelische Entwicklung des Menschen. Obwohl schätzungsweise die Hälfte aller Haushalte im westlichen Teil der Welt mindestens ein Haustier besitzt, ist über die freundschaftliche Rolle der tierischen Begleiter noch überraschend wenig bekannt. Tatsache ist, dass sich fast jedes Kind ein eigenes Tier wünscht. Und das eigene Tier würde ja keiner quälen.