Verstopfung: Ursachen, Folgen & Behandlung – Hausmittel helfen Baby & (Klein)kind!

Sehr viele Menschen leiden unter chronischer Verstopfung. Vielen ist es peinlich, über dieses Tabu-Thema mit dem Arzt zu sprechen und versorgen sich selbst mit Abführmitteln. Es kann jeden treffen, meistens jedoch Frauen, insbesondere Schwangere, und Senioren. Verstopfung kann verschiedenste Ursachen (und auch Folgen!) haben. Die Ursachen sind unbedingt abzuklären, damit die Verstopfung beseitigt wird und die Folgen ausbleiben.

Ursachen & Risikofaktoren

Es gibt nicht eine Ursache von Verdauungsproblemen. Gerade eine Verstopfung kann vielfältige Ursachen haben.

Falsche Ernährung

Die weitaus häufigste Ursache einer Verstopfung ist eine falsche oder zumindest ungünstige Ernährung mit wenig Ballaststoffen und Wasser, dafür mit reichlich Fett und Zucker. Durch eine solche Nahrungszusammensetzung wird der Darm immer träger.

Bewegungsmangel

Um die Darmtätigkeit anzuregen ist eine „Massage“ durch die Bauchmuskulatur sehr nützlich. Bei Bewegungsmangel werden aber die Bauchmuskeln als erstes schlaff.

Medikamente

Viele Medikamente begünstigen als Nebenwirkung eine Verstopfung. Dies sind vor allem:
Abführmittel. Der Darm gewöhnt sich an diese Medikamente und wird dadurch noch träger.

Aber auch die folgenden Mittel führen oft zu Verstopfung: Eisenpräparate, Medikamente gegen psychische Störungen, Beruhigungsmittel, Schlafmittel, Schmerzmittel, Präparate gegen Sodbrennen und Beta-Rezeptoren-Blocker.

Psychische Faktoren

Bei vielen Menschen ist die (chronische) Verstopfung „selbstgemacht“. Hauptsächlich sind diejenigen betroffen, die übertrieben genau auf Sauberkeit achten und die sich vor fremden Toiletten ekeln. Sie unterdrücken (unbewusst) ihren Stuhldrang.
Stressgeplagte Menschen schaffen sich ihre Verstopfung selbst, indem sie aus vermeintlichem Zeitmangel den Toilettengang (ebenfalls unbewusst) unterdrücken.

Darmträgheit

Im Verdauungstrakt werden der Nahrung die verwertbaren Nährstoffe und Wasser entzogen. Die Darmmuskulatur schiebt die Nahrung durch den Darm. Allerdings kann das Bewegungsvermögen des Darms gestört sein: Sind die Bewegungen zu langsam, ist die Darmpassage der Nahrung verzögert und es wird entsprechend länger Wasser entzogen. Sind die Bewegungen zu schnell, d.h. ineffektiv, wird der Speisebrei ebenfalls viel zu langsam fortbewegt. Aus zu langsamer, wie auch aus zu schneller Darmbewegung resultiert demnach eine Verstopfung.

Darmverengungen

Der Darm kann an verschiedenen Stellen Verengungen (Stenosen) haben. Ursache hierfür können Polypen oder Tumore sein.

Symptome anderer Erkrankungen

Bei verschiedenen Erkrankungen kann Verstopfung als Begleiterscheinung auftreten. Beispiele hierfür sind: Diabetes mellitus, Schlaganfall, Multiple Sklerose, Parkinson´sche Erkrankung, Schilddrüsenunterfunktion, Rückenmarksverletzungen und Nierenversagen.

Krankheitsbild

Bei einer akuten oder chronischen Verstopfung ist das allgemeine Wohlbefinden gestört. Betroffene leiden unter Völlegefühl, schwierigem und schmerzhaftem Stuhlgang, einem Gefühl der unvollständigen Darmentleerung und eventuell einem angeschwollenem Bauch.

Auswirkungen & Folgen

Chronische Verstopfung kann verschiedene gesundheitliche Folgen haben. Die häufigsten sind: Hämorrhoiden oder Schleimhautrisse am Darmausgang, verursacht durch den harten Stuhl.

Durch starkes Pressen beim Stuhlgang kann es zu einem Rektumprolaps (Darmvorfall) kommen. Ein Teil des Mastdarmgewebes rutscht durch den After nach außen, gleitet aber wieder zurück. Wenn dies aber zum Dauerzustand wird, kann eine Operation notwendig werden.

Es besteht auch ein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Dickdarmkrebs.
Wer auf Dauer (ohne Absprache mit dem Arzt) wegen Verstopfung Abführmittel einnimmt, riskiert seine Gesundheit. Es kommt zu ein oder mehreren der folgenden Beschwerden: lokale Beschwerden wie Analveränderungen oder -fissuren (Schleimhautrissen), anatomische Darmveränderungen wie Verdünnung der Darmwand, gravierende Elektrolytstörungen mitMuskelkrämpfen und/oder Herzrhythmusstörungen, Osteoporose, Darmkrebs und Störungen der Nierenfunktion. Werden auf Dauer häufiger als einmal wöchentlich Abführmittel eingenommen, spricht man von Abführmittelmissbrauch.

INFO Abführmittel
sind Medikamente und dürfen ohne ärztlichen Rat nicht auf Dauer angewendet werden. Langfristig bewirken Abführmittel das Gegenteil ihres Zwecks.

Erkennung & Untersuchungen

Verstopfung – das Volksleiden. Viele sind betroffen, aber noch mehr glauben nur, betroffen zu sein. Was ist normal? Wie oft muss man „müssen“?

Als Faustregel gilt:
Normal ist alles zwischen dreimal täglich und dreimal wöchentlich.
Die Frequenz ist individuell verschieden und der tägliche Stuhlgang somit nicht nötig.

Eine Verstopfung liegt vor:

  • bei weniger als drei Stuhlentleerungen pro Woche
  • bei schwierigem und schmerzhaftem Stuhlgang
  • bei einem Gefühl der unvollständigen Darmentleerung
  • bei zusätzlichem Völlegefühl

Wenn sich die persönlichen Lebensumstände plötzlich ändern, z.B. nach einem Umzug oder im Urlaub, reagiert der Körper manchmal mit Verstopfung. Diese Beschwerden verschwinden meistens nach kurzer Zeit.

Therapie

Die beste Therapie ist die Vorsorge!

Hat sich eine Verstopfung bereits eingestellt, können Sie selbst einiges zur Abhilfe tun.
Greifen Sie nicht sofort zu einem Abführmittel! Bei akuter Verstopfung ist der Griff zu einem Abführmittel verführerisch und einfach. Aber diese Mittel wirken nur kurz! Der Darm gewöhnt sich an diese „Hilfe“ und wird noch träger und der Patient glaubt, die Dosis steigern zu müssen. Ein Teufelskreis kommt in Gang!

Hausmittel

Hausmittel wie Trockenpflaumen, Feigen, Sauerkraut oder Sauerkrautsaft wirken auf natürliche Weise und unschädlich.
Trinken Sie viel (mindestens 2 Liter pro Tag)!

Bewegen Sie sich! Schon ein täglicher Spaziergang von einer halben Stunde kann nützen.
Warme Bauchwickel oder eine Bauchdeckenmassage können Sie selbst durchführen!
Vermeiden Sie Stress!

Sie sollten zum Arzt gehen, wenn Verstopfung und Durchfall abwechselnd auftreten, Ihre Selbstbehandlung keinen Erfolg zeigt, Sie Blut im Stuhl feststellen oder noch andere Beschwerden hinzukommen.

Vorsorge

Ernähren Sie sich ballaststoffreich!

Ballaststoffe sind die Bestandteile der pflanzlichen Nahrung, die die Verdauungsenzyme des Menschen nicht aufspalten können. Sie werden also fast unverändert wieder ausgeschieden. Die Faserstruktur der Ballaststoffe regt zum Kauen an, führt damit zur vermehrten Speichelbildung und fördert damit die weitere Verdauung. Ballaststoffe binden Wasser und quellen dadurch im Dickdarm auf. Sie bewirken eine gute Füllung des Darms und fördern damit die Darmbewegung und den Weitertransport der Nahrung. Die gequollenen Ballaststoffe bewirken eine Erhöhung des Stuhlgewichtes und führen dazu, dass dieser weicher wird und besser abgesetzt werden kann.

Empfohlen sind mindestens 30 Gramm Ballaststoffe pro Tag oder 12,5 Gramm 1000 kcal.
Ballaststoffreiche Lebensmittel sind Vollkornprodukte, Müsli, Gemüse, besonders Hülsenfrüchte, Obst, besonders Trockenobst, Leinsamen, Weizenkleie, Nüsse, Mandeln, Mohn, Sesam, Pistazien und Sojaprodukte.

Trinken Sie ausreichend!

Damit die Ballaststoffe quellen und wirken können, brauchen sie Wasser. Trinken Sie also viel, mindestens zwei Liter pro Tag. Am besten Mineralwasser, Kräutertees, Obst- und Gemüsesäfte und Sauermilchprodukte wie Buttermilch, Joghurt, Dickmilch oder Kefir.

Bewegen Sie sich!

Körperliche Aktivität bringt den ganzen Menschen, also auch die Verdauung in Schwung. Also: Spazieren gehen, Joggen, Radfahren, Schwimmen, Gymnastik…!
Dazu haben Sie keine Zeit? Denken Sie noch mal darüber nach. Auch im Alltag sollten Sie sich viel bewegen. Erledigen Sie kurze Wege zu Fuß, etwas längere mit dem Fahrrad! Meiden Sie Rolltreppen und Aufzüge, über die Treppe ist es gesünder und dauert meist auch nicht länger!

Nehmen Sie sich Zeit für Bauchmuskelübungen, denn diese wirken direkt auf die Verdauungsorgane.
Setzen Sie sich auf einen Stuhl. Spannen Sie die Bauchmuskeln an (ziehen Sie den Bauch ein), halten Sie die Spannung einige Sekunden, entspannen Sie wieder. Legen Sie sich auf den Rücken, die Beine hüftbreit auseinander aufgestellt, die Arme liegen neben dem Körper. Drücken Sie die Lendenwirbelsäule auf den Boden. Heben Sie Kopf, Schultern und Arme an. Halten Sie diese Position einige Sekunden, lösen Sie die Spannung wieder.

Bringen Sie aus der Rückenlage die Knie nacheinander zum Bauch, umfassen Sie mit den Händen beide Knie. Die Knie drücken gleichzeitig in die Hände, so dass die Lendenwirbelsäule fest auf den Boden gedrückt wird. Legen Sie sich auf den Rücken, strecken Sie die Beine mit angezogenen Füßen senkrecht in die Luft. Heben Sie so das Becken vom Boden ab.

Bauen Sie Stress ab! Entspannen Sie sich!
Das Nervensystem der Verdauungsorgane kann nur richtig arbeiten, wenn der Wechsel von Anspannung und Entspannung stimmt. Regelmäßige Mahlzeiten z.B. fördern die Verdauung. Gerät die innere Uhr jedoch durcheinander, weil die Essenszeiten ständig wechseln oder weil die Nacht zum Tag gemacht wird, kommt der Darm ebenfalls durcheinander und arbeitet nicht mehr richtig. Stress allgemein beeinflusst die Verdauung negativ. Denken Sie über Ihre Lebensweise nach! Es lohnt sich eine (oder mehrere) Entspannungstechnik zu erlernen.

Und noch ein paar praktische Tipps für die Toilette:

Wenn Sie merken, dass Sie müssen, gehen Sie möglichst bald. Unterdrückter Stuhlgang begünstigt Verstopfung. Pressen Sie möglichst nicht! Stehen Sie ein paar Minuten früher auf; hetzen Sie nicht morgens schon los!

Häufige Fragen

Seit ich Medikamente gegen meinen hohen Blutdruck nehme, leide ich an Verstopfung? Soll ich die Medikamente absetzen?

Nein, zumindest nicht eigenmächtig. Bluthochdruck darf nicht unbehandelt bleiben. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber. Vielleicht kann er Ihnen andere Medikamente verordnen.

Ich habe die ganze Woche über Verdauungsprobleme, am Wochenende aber nicht. Wie kommt das?

Der Körper ist nur die sichtbare Form, indem seelisch gesteuerte Funktionen ablaufen. Auch der Darm ist ein seelisches Ausdrucksorgan. Sie fühlen sich offenbar nicht wohl bei Ihrer Arbeit. Haben Sie täglich Ärger mit Kollegen, mit dem Chef, sind Sie ein Mobbing-Opfer, haben Sie Angst vor Verlust Ihres Arbeitsplatzes? Über diese Fragen sollten Sie nachdenken und ggf. etwas ändern.

Ohne Abführmittel geht bei mir nichts. Was kann ich tun?

Ändern Sie Ihre Ernährungs- und Lebensgewohnheiten! (Siehe Vorsorge und Therapiemöglichkeiten). Es ist nie zu spät .

Wichtige Adressen

Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.
Im Vogelsang 40
60488 Frankfurt am Main
Tel. 069/976803-0
Fax 069/976803-99
www.dge.de

Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten H. Zubert
Birkenweg 24
23879 Mölln
Tel. 04542/843691

Deutsches Grünes Kreuz e.V.
DAVIT – Darmvitalisierungsprogramm
35037 Marburg
Ziel von DAVIT ist es u.a., die Betroffenen von der ständigen Einnahme von Abführmitteln unabhängig zu machen. Das Programm (incl. Buch mit Ernährungstipps und Gymnastikübungen, Kontrollbögen) ist in Apotheken oder über o.g. Adresse erhältlich.

Deutsche Gesundheitshilfe e.V.
Magen und Darm
Postfach 940303
60461 Frankfurt am Main
Tel. 069/7894747

Gastro-Liga
Kleine Mühlengasse 4
35390 Gießen
Tel. 0641/74052