Potenzstörung: physische und psychische Ursachen, Symptome & Therapie

Impotenz, Erektile Dysfunktion

Aus Verlegenheit werden Potenzprobleme häufig verschwiegen, aber sie sind weit verbreitet. Früher verwendete man dafür oft den Begriff „Impotenz“. Diese Bezeichnung wird nicht mehr benutzt, da sie in der Umgangssprache oft abwertend verwendet und mit „mangelnder Männlichkeit“ gleichgesetzt wird. Die Zahl der Männer, die in Deutschland an krankheitsbedingter Impotenz leiden, wird auf 7,5 Millionen geschätzt. 2% der Männer um 40 Jahre, 6,6% der Männer um 50 Jahre, 18,4% der Männer um 60 Jahre und 73% der Männer um 80 Jahre leiden darunter. Allerdings gehen nur etwa 10% davon zum Arzt und erhalten eine wirkungsvolle Behandlung.

Ursachen & Risikofaktoren

Die Ursachen können seelisch (psychisch) und/oder körperlich (physisch) bedingt sein. In 70% der Fälle spielen körperliche Faktoren eine Rolle. Häufig liegt eine Kombination beider Gründe vor. Zu den psychischen Ursachen zählen Stress, Ängste, Depressionen, Partnerschaftsprobleme, Verlust des Interesses am Geschlechtsverkehr (Libido-Verlust), Verlegenheit, Versagensangst, Verwirrung aufgrund vorzeitiger Ejakulation oder ein Gefühl der Unzulänglichkeit.

Rauchen begünstigen eine Potenzstörung

Zu den physischen Faktoren gehören Diabetes, Gefäßkrankheiten, Rückenmarksverletzungen, Multiple Sklerose, Funktionsstörung der endokrinen Drüsen; Nebenwirkungen von Medikamenten, besonders von Blutdruckmitteln und Psychopharmaka; Nikotin- und Alkoholmissbrauch und der Zustand nach einer Operation an der Aorta, Prostata oder an der Harnblase.

Krankheitsbild & Symptome

Von Potenzstörungen bzw. erektiler Dysfunktion spricht man, wenn mindestens 50% der Versuche scheitern, eine befriedigende Erektion (Versteifung) zu erreichen bzw. zu erhalten. Ist eine Erektionsstörung hauptsächlich körperlich bedingt, so findet sich häufig ein allmähliches Nachlassen der Fähigkeit, eine Erektion zu erreichen und dies passiert bei allen sexuellen Aktivitäten, egal ob Geschlechtsverkehr oder Selbstbefriedigung.

Wenn eine Erektionsstörung sich sehr rasch entwickelt und die Männer in bestimmten Situationen eine Erektion bekommen (z. B. morgens oder bei Selbstbefriedigung), in anderen dagegen nicht (z. B. wenn ein Partner beteiligt ist), liegen häufig psychische
Ursachen vor.

Auswirkungen

Potenzstörungen wirken sich vor allem in der Psyche aus. Männer halten sich für nicht mehr vollwertig. Sollten die Potenzstörungen anhalten, sollte man unbedingt den Arzt aufsuchen.

Erkennung & Untersuchungen

Egal ob mit 20, 35 oder 60

Der Arzt fragt den Patienten ausführlich nach seinen Symptomen, um andere Störungen der Sexualfunktion auszuschließen. Die Antworten auf die Fragen, ob sexuelles Verlangen normalerweise von einer ausreichenden Erektion begleitet wird oder ob es im Schlaf bzw. beim morgendlichen Erwachen zu einer Erektion kommt, geben Aufschluss darüber, ob die Gründe für die Impotenz eher im psychischen oder im körperlichen Bereich zu suchen sind.

Weiterhin wird nach früheren Gefäß-, Becken-, Mastdarm- oder Prostataoperationen gefragt. Veränderungen der männlichen Geschlechtsmerkmale – wie der Brust-, Hoden- oder Penisgröße – sowie Veränderungen von Behaarung, Stimme oder Haut werden ebenfalls berücksichtigt.

Auch die Möglichkeit etwaiger psychischer Störungen wie Depression und Angst sollte untersucht werden. Ebenso spielen Medikamente, Alkohol – oder Drogenkonsum eine Rolle. Mit Hilfe von Blutproben wird die Konzentration des Sexualhormons Testosteron gemessen. Ein Mangel an diesem Hormon kann zu Impotenz führen.

Durch Messung des Blutdrucks in den Beinen lässt sich feststellen, ob die vom Becken und von der Leiste ausgehende arterielle Blutversorgung des Penis gestört ist. Im Rahmen eines Test kann ein arterienerweiterndes Mittel in den Penis injiziert werden. Verursacht dies keine Erektion bzw. kann die Erektion nicht aufrecht erhalten werden, deutet dies darauf hin, dass die Penisvenen durchlässig und damit nicht in der Lage sind, das Blut im Penis zu halten.

Therapiemöglichkeiten

Erektionsstörungen können auf vielfältige Weise behandelt werden. Häufig wird dabei außer acht gelassen, dass die Fähigkeit zu Lust und Erotik nicht ausschließlich an organische Voraussetzungen geknüpft ist. Auch psychische Faktoren sind von Bedeutung: Partnerschaftsprobleme, Stress oder Minderwertigkeitsgefühle. Sexualwissenschaftler schätzen, dass 30 % aller Potenzstörungen auch eine seelische Ursache haben.

In diesen Fällen ist eine Sexualberatung angebracht, auch wenn diese Möglichkeit von den meisten Frauen und Männern wegen der großen Intimität nicht genutzt wird. Die Erfolgschancen einer Beratung – z. B. bei Pro Familia – sind jedoch sinnvoll. In Einzel- oder Partnergesprächen mit einem Psychologen werden die möglichen Ursachen der Potenzprobleme aufgeklärt: ein erster Schritt zur nachfolgenden, allmählichen Lösung psychischer Blockierungen und zur Beseitigung von Partnerschaftskonflikten. Weniger geeignet sind Wochenend-Kurse, um Lust und Liebe kennen zu lernen.

Potenzstörungen können natürlich auch medikamentös behandelt werden. Ist der zu niedrige Testosteronspiegel die Ursache, helfen wöchentliche Spritzen bzw. ein auf die Haut geklebtes Pflaster.

Das neueste und wirkungsvollste Medikament (Tabletten) enthält den Wirkstoff Sildenafil. Er sorgt dafür, dass das in den Penis hineingeflossene Blut nicht so schnell wieder abfließen kann. Sildenafil wird etwa eine Stunde vor dem Verkehr eingenommen. Absolut verboten ist die Einnahme des Wirkstoffs in Kombination mit Nitraten, wie sie z. B. in Medikamenten gegen Angina pectoris enthalten sind.

Um eine Erektion zu bekommen und aufrecht zu erhalten gibt es zudem Vakuum-Vorrichtungen. Sie bestehen aus einer Hohlkammer und einer Spritze, einer Pumpe oder einem Rohrstück, die über den schlaffen Penis passen. Mit Hilfe der Spritze oder Pumpe oder durch Ansaugen am Rohr wird ein leichtes Vakuum geschaffen. Durch das Vakuum wird Blut in die Penisarterien gezogen. Nach erfolgter Erektion verhindert eine Bindevorrichtung, dass das Blut wieder abfließt. Nach 30 Minuten muss sie wieder gelöst werden, um Schäden durch einen Blutstau zu vermeiden.

Bewährt haben sich inzwischen auch Mittel, die man sich selbst in den Schwellkörper injiziert – die Erektion hält etwa 60 Minuten an. Ein neues Verfahren, die sogenannte transurethrale Therapie, bringt mit einem biegsamen Röhrchen bestimmte Wirkstoffe in die Harnröhre – von dort aus entfaltet es seine erektionsfördernde Wirkung.

Je nach der Ursache der Erektionsstörung kann einigen Patienten eine Operation nützen – z. B. bei einem Gefäßverschluss durch Verletzung einer für den Penis wichtigen Arterie. In diesem Fall wird die Stelle des verschlossenen Gefäßes mit einem Bypass Info umgangen.

Auch ein dauerhaftes Penisimplantat bzw. eine Penisprothese können helfen. Dies ist vor allem bei diabetesbedingter Potenzschwäche ratsam. So wird z. B. ein aufblasbarer Ballon in den Penis eingesetzt (implantiert) und kurz vor dem Verkehr aufgeblasen. Ob dieses Verfahren in Ihrem Fall sinnvoll ist, kann nur im Gespräch mit einem in Penisimplantaten erfahrenen Arzt geklärt werden.

Wer lieber zu einem Hausmittel greift, hier ein Rezept: 0,25 Liter Milch mit einem Esslöffel Honig, Sesamsamen, Weizenkeimen, Weizenkeimöl und Mandeln sowie einem Ei gut mixen. Alles zusammen ergibt eine Mixtur voller Vitamine und Proteine: auf jeden Fall kräftigend und gut für die Gesundheit. Dem Honig wird zudem eine entspannende Wirkung als Voraussetzung für eine erfüllende Sexualität zugeschrieben. Positiv auf die Potenz wirkt sich möglicherweise das in den Weizenkeimen reichlich enthaltene Vitamin E aus. Das Vitamin ist zwar kein Garant für Fruchtbarkeit, Potenz und andere Sexualfunktionen. Im Einzelfall kann starker Vitamin-E-Mangel jedoch zur Müdigkeit, Leistungs- und Konzentrationsschwäche, Muskelschwäche und Unfruchtbarkeit führen.

Häufige Fragen

Was versteht man unter erektiler Dysfunktion?

Unter einer Erektionsstörung – mit dem korrekten medizinischen Fachausdruck als erektile Dysfunktion bezeichnet – versteht man die vollständige oder teilweise Unfähigkeit, eine für einen befriedigenden Geschlechtsverkehr oder andere sexuelle Aktivitäten ausreichende Erektion (Versteifung) des Penis zu erreichen und aufrechtzuerhalten.

Wie häufig sind Erektionsstörungen?

Erektionsstörungen sind sehr häufig und betreffen mindestens einen von zehn Männern. Die Häufigkeit nimmt mit dem Alter zu. Allerdings bekommen nur etwa 10% davon eine wirkungsvolle Behandlung. Dies liegt oft daran, dass die Betroffenen sich nicht vorstellen können, dass ihnen wirkungsvoll geholfen werden kann oder sich schämen, mit jemanden über ihr Problem zu sprechen.

Wie entsteht eine Erektionsstörung?

Wohl jeder Mann erlebt im Laufe seines Lebens, dass eine Erektion nicht zum Verkehr ausreicht oder ganz ausbleibt. Anspannung, Stress, Müdigkeit, Angst, Unsicherheit oder übermäßiger Alkoholgenuss sind die Ursachen hierfür. Dies ist völlig normal und kein Grund zur Beunruhigung. Bei einigen Menschen kann solch eine Erfahrung jedoch zum Ursprung eines größeren Problems werden, dem Aufbau von „Versagensangst“: Diese Männer werden so von der Idee zu „versagen“ eingenommen, dass es ihnen unmöglich wird, zu entspannen und Freude an sexueller Erregung zu empfinden. Dies vermindert die sexuelle Erregung und verhindert das Entstehen von Erektionen.

Bis vor etwa 20 Jahren meinte man, dass Errektionsstörungen beinahe vollständig auf diese Weise psychisch verursacht seien. Heute weiß man jedoch, dass in etwa 70% aller Fälle körperliche Faktoren (d. h. Veränderungen am Penis direkt, seiner Blutversorgung oder an den Nervenbahnen) hauptsächlich verantwortlich sind. Jedoch ist Sexualität im menschlichen Leben so kompliziert und zentral, dass sich bei den meisten Männern seelische und körperliche Gründe nicht so einfach voneinander trennen lassen.

Welches sind körperliche Ursachen?

Körperliche Ursachen schließen unter anderem unzureichende Blutversorgung des Penis, übermäßiger Blutausstrom aus dem Penis („venöses Leck“), Nervenschäden und Verletzungen in der Beckenregion, Multiple Sklerose und Hormonstörungen ein. Risikofaktoren wie starkes Rauchen, Diabetes, hoher Cholesterinspiegel und Nebenwirkungen von Medikamenten, Alkohol- und Drogenmissbrauch sowie schwere chronische Krankheiten wie Leber- oder Nierenversagen können ebenfalls zu Erektionsstörungen führen.

Welches sind psychische Ursachen?

Oft liegen die Gründe auf der Hand, z. B. ein massiver Streit mit dem Partner, eine Ablenkung durch private oder berufliche Probleme oder starke körperliche Anspannung. Psychische Ursachen schließen außerdem ein: Unzufriedenheit in der Partnerschaft, Angst, den Partner nicht befriedigen zu können, sexuelle Langeweile, ungeklärte eigene sexuelle Orientierung. Eine besondere Rolle spielen psychiatrische Erkrankungen, wie Depressionen, bei denen in über 90% der Fälle Erektionsstörungen oder fehlende sexuelle Lust auftreten.

Was soll ich tun, wenn ich an einer Erektionsstörung leide?

Es ist wichtig zu wissen, dass in den meisten Fällen den Betroffenen effektiv geholfen werden kann. Bevor sie jedoch Ihren Arzt befragen, sollten Sie noch einige Aspekte ihres Lebensstils betrachten. Neben einer Verringerung des Tabakgenusses und der Alkoholmenge sind vor allem ein Vermeiden von Angst und Stresssituationen ratsam. Wenn solche Veränderungen nichts bewirken, sollten Sie medizinische Hilfe in Anspruch nehmen. Ein erster sinnvoller Ansprechpartner ist hierbei ihr Hausarzt. Wenn Ihr Hausarzt nicht über Erfahrungen auf diesem Gebiet verfügt, wird er Sie an einen Spezialisten, meistens einen Urologen, gelegentlich – je nach Problemlage – auch einen Psychotherapeuten (Arzt oder Psychologe) überweisen.

Wichtige Adressen

Universitätsklinikum der Universität Leipzig
Urologische Klinik
Liebigstraße 21
04103 Leipzig
Tel.: 0341/9719033.
http://www.isg-info.de – Homepage des Informationszentrums für Sexualität und Gesundheit e.V. Hier gibt’s Hilfe und Infos für Betroffene von sexuellen Funktionsstörungen.

Selbsthilfegruppe „Erektile Dysfunktion (Impotenz)“
http://www.impotenz-selbsthilfe.de/
Informationen, Erfahrungen und Tipps zum Thema Impotenz aus der Sicht von Betroffenen. Im Vordergrund steht die persönliche und partnerschaftliche Bewältigung des Problems. Kontakt per E-Mail und Telefon ist möglich.