Knickfuß: Ursache, Symptome, Therapie mit Einlagen, Übungen oder OP

Beim klassischen Knickfuß ist das untere Sprunggelenk ungenügend durch die umgebenden Bänder und Muskeln gestützt – es knickt nach innen ein. Ein leichter Knickfuss kommt bei Kindern häufig vor – Orthopäden sehen ihn als unbedenklich an. Oft tritt diese Fehlstellung zusammen mit dem Senk- oder Plattfuß auf. Erwachsenen und ältere Kinder sollten gegen die Fehlstellung etwas unternehmen: Sonst droht der sogenannte „kontrakte Knickplattfuss“. Muskeln und Bänder sind dann schon weit zurückgebildet, Knochen können sich sogar aufgrund der neuen statischen Verhältnisse umbauen. Dann müssen orthopädische Hilfsmittel her, um den Fuß wieder in seine physiologische Stellung zu bringen – im Extremfall ist eine Operation unumgänglich.

Empfohlene Einlegesohle gegen Knickfuß

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Ursache & Risikofaktoren

Die stützenden Gewebe des Fußes im unteren Sprunggelenk, die Bänder und Muskeln, sind überfordert. Daher knickt der Fuß nach innen ein. Zu hohes Körpergewicht, X- oder O-Beine bringen den Fuß aus seinem statischen Gleichgewicht.

Bei zu hohem Körpergewicht droht nicht nur die Stabilität des unteren Sprunggelenks zu schwinden, auch die Gewölbe des Fußes wie das Längs- und das Quergewölbe können nachgeben. Zwar passen sich alle Gewebe des Körpers an andere Belastungen kontinuierlich an, doch nicht immer in ausreichendem Maße.

Auch X-Beine stellen eine harte Belastungsprobe für den Fuß dar – selbst ohne Übergewicht. Denn die Unterschenkel drücken den Fuß nach außen. Betroffene versuchen gegenzusteuern und knicken den Fuß nach Innen ein. Die Fehlstellung verfestigt sich, da dies zwar eine unphysiologische Haltung ist, aber immer noch die zunächst bequemste Position.

Bei O-Beinen ist die Ausgleichshaltung der Füße erstaunlicherweise ähnlich – auch hier drückt der Betroffene die Füße nach außen (in die sogenannte Valgusstellung). Denn der Fuß versucht sich dem ebenen Boden anzupassen. Die Folge: Das untere Sprunggelenk wird nach außen gedrückt.

Symptome & Krankheitsbild

Die Ferse des Fußes knickt nach innen ein (proniert), während der Vorderfuß sich leicht nach außen dreht (supiniert). Charakteristisch für den Knickfuß ist, dass sich das untere Sprunggelenk Info aufgrund eines zu schwachen oder überforderten Stützgewebes nach innen dreht. Oft tritt der Knickfuß zusammen mit dem Senk- und Plattfuß auf, bei dem das Längsgewölbe im Fuß der Körpermasse nachgibt und sich herabsenkt. Ausführliche Informationen über das Skelett und sein Stützgewebe finden Sie hier

Auswirkungen

Während ein Knickfuß bei Kleinkindern unbedenklich ist und durch Krankengymnastik sowie Einlagen gut behandelt werden kann, kann sich der sogenannte „lockere“ Knickfuß beim Erwachsenen in einen „kontrakten“ Knickfuß verwandeln, der oft zusammen mit einem Plattfuß auftritt. Der Fuß ist in seiner leicht verdrehten Stellung fixiert und kann nicht mehr geradegestellt werden. Die Folge: Schmerzen in der Fußsohle sowie dem inneren und äußeren Knöchel. Die Schmerzen können bis in die Hüfte und sogar in die Lendenregion der Wirbelsäule ausstrahlen.

Erkennung & Untersuchungen

Der Knickfuß ist leicht zu erkennen: Dabei schaut der Orthopäde dem Patienten von hinten auf Fuß und Unterschenkel. Die Ferse ist im Sprunggelenk Info nach innen eingeknickt. Sind Unterschenkel und Ferse unbelastet, beispielsweise wenn der Patient auf den Zehenspitzen steht, lässt sich bei einem lockeren Knickfuß eine gerade Linie ziehen, beginnend an der Ferse entlang der Achillessehne. Stellt sich der Patient aufrecht auf den ganzen Fuß, knickt der Fuß wieder nach innen, die Linie ist gebogen.
Beim „kontrakten Knickplattfuß“ ist das untere Fußgelenk fixiert, lässt sich also nicht mehr in die gerade und physiologische Stellung bringen.

Im Röntgenbild lässt sich die Fehlstellung bestätigen. Kennzeichen unter anderem: Verflachung des Längsgewölbes sowie eine Verdrehung des Vorfußes gegenüber der Ferse.

Therapie

Übungen

Für die Behandlung muss der Orthopäde das Stadium der Erkrankung zugrundelegen. So ist bei einem lockeren Knickfuß intensive Fußgymnastik besser als jede Einlage – ein typisches Arbeitsfeld für Krankengymnasten. Drehung der Ferse nach außen, des Vorderfußes nach Innen, Greifübungen mit den Zehen, Laufen auf Kies oder Sand: Diese Übungen können zur Behandlung, wie auch zur Vorbeugung, eingesetzt werden.

Schuh mit Einlage

Komplizierter wird die Behandlung des fixierten Knickfußes oder Knickplattfußes: Zwar ist Fußgymnastik unterstützend sinnvoll, doch sollten zusätzlich technische Lösungen gesucht werden – wie etwa orthopädische Schuhzurichtungen oder orthopädische Maßschuhe. Maßgeschneiderte Einlagen etwa, die in den Straßenschuh eingepasst werden, korrigieren die Fehlstellung der Ferse und beeinflussen dadurch die Haltung des gesamten Fußes. Eine Fersenschale oder eine Schrägeinlage helfen beispielsweise, den Fuß aus der nach Innen kippenden Stellung, leicht nach außen zu kippen. Dadurch wird auch der Talus – ein Knochen, der zusammen mit dem Fersenknochen, dem Kalkaneus, das untere
Sprunggelenk bildet – angehoben.

Seitenverstärkungen zur Korrektur der Fehlstellung, Ballenrollen zum leichteren Abrollen des Fußes oder etwa eine ideale Bettung des Fußes zur Verlagerung von Druckzonen: Das wird mit dem Orthopädischen Maßschuh angestrebt. Er wird beim schweren kontrakten Plattfuß oder Knickplattfuß angefertigt. Sensibles Eingreifen des Schuhorthopädiemeisters ist nötig: Ansonsten sind Reizungen und Schmerzen die Folge.

OP

In besonders schweren Fällen wird der Fuß operiert. Während beim Erwachsenen eine sogenannte Umstellungsosteotomie durchgeführt wird, bei der Knochenkeile aus dem Kalkaneus oder aber Talus herausgetrennt werden, wird auf diese Eingriffe aufgrund des noch bevorstehenden Wachstums bei Kindern verzichtet. Hier versuchen Chirurgen über den Einsatz von Muskel-, Sehnen- oder Bandplastiken eine Normalisierung der Fußstellung zu bewirken.

Vorsorge

Der Knickfuß wird von Experten als „Zivilisationsschaden“ angesehen. Das bedeutet, dass hier Vorbeugung sehr wirkungsvoll sein kann. Die sollte möglichst schon im Kindesalter beginnen – neben der für Babys üblichen Rachitisprophylaxe (Vitamin D-Gabe) mit viel Bewegung für die Füße im Freien. Beispielsweise Barfuss gehen auf weichem Rasen. Hierdurch werden die Fußmuskeln spielerisch dazu gebracht, zu greifen und werden dadurch gekräftigt. Wichtig: Ein Kind sollte nicht zu früh von den Eltern zum Laufen gedrängt werden. Hierdurch kann sich der Spreizfuß einschleichen.

Bei Erwachsenen dienen die Übungen dem gleichen Ziel. Zeigt sich die Neigung zum Knickfuß, sind krankengymnastische Übungen zur Vorsorge anzuraten: Zehengreifübungen, Zehenstand sowie Hüpfübungen kräftigen die Muskeln im Fuß. Dem Einkicken der Ferse kann durch folgende Übungen entgegengearbeitet werden. Einige Anregungen:

  • einen Ball mit den beiden Füßen umgreifen
  • abwechselnd die Ferse und den äußeren Fußrand auf den Oberschenkel des anderen Beines legen
  • im Sitzen Anheben der Fersen und anschließend auf dem Außenrist des Fußes aufsetzen
  • Gehen auf den Zehenspitzen
  • Auf den Zehenspitzen an der Kante einer Treppenstufe im Fuß wippen
  • Kies- oder Sandtreten – kann auch in einer großen Schüssel zu Hause gemacht werden

Häufige Fragen

Wie entsteht ein Knickfuß?

Meist entsteht der Knickfuß durch Überforderung der Stützgewebe im Mittelfuß. Das kann einerseits durch Übergewicht bedingt sein, andererseits aber auch durch eine Fehlstellung der Beine, die eine Ausgleichsbewegung der Füße quasi erzwingt. Bei X-Beinen beispielsweise versuchen die Füße, der nach Außen drückenden Kraft der Unterschenkel entgegenzuwirken. Das Resultat: Die Ferse wird nach Innen gedreht – ein Knickfuß entsteht.

Mein Sohn beginnt gerade zu laufen. Ich habe den Eindruck, dass er nach innen einknickt. Was kann ich dagegen machen?

Erst einmal abwarten. Kinder sollten sich im allgemeinen möglichst viel mit den Füßen bewegen – zum Beispiel barfuss auf Gras gehen. Das stärkt die Muskulatur und den Bandapparat im Fuß. Oft ist schon bald nichts mehr von dem Knickfuß zu sehen.

Kennen Sie Übungen, mit denen ich meine Füße zu Hause fit halten kann?

Fußgymnastik können Sie sehr gut zu Hause machen. Barfuss im Sand oder auf Kies laufen kann jedem empfohlen werden. Denn hier wird der gesamte Fuß gekräftigt. Je nach der Neigung des Fußes zur Drehung nach innen (Pronation) oder Drehung nach außen (Supination) können gezielte Übung diesem entgegenwirken – bei einer Neigung den Fuß nach innen zu drehen, wäre es beispielsweise sinnvoll, das Laufen auf dem Außenrist zu üben, da die Bänder und Muskeln dort zu schwach sind.

Seit einiger Zeit habe ich Probleme mit meinem Kreuz. Schon vor Jahren sagte mir ein Orthopäde, dass ich Plattfüße habe. Kann das etwas miteinander zu tun haben?

Oft tritt der Plattfuß zusammen mit dem Knickfuß auf. Zum einen ist also das Längsgewölbe des Fußes herabgesenkt, zum anderen kippt das untere Sprunggelenk nach Innen. Durch die veränderte Statik in den Füßen ändern sich auch die statischen Verhältnisse in den weiter oben liegenden Gelenken einschließlich der Wirbelsäule. Schmerzen können die Folge sein – in der Hüfte und auch im Kreuz. In jedem Fall sollten Sie den Orthopäden um Rat fragen. Eventuell hilft Ihnen eine spezielle Einlage und regelmäßige Fußgymnastik.

Wichtige Adressen

Bundesinnungsverband für Orthopädie-Schuhtechnik
Ricklinger Stadtweg 92
30459 Hannover
Telefon 0511-31 10 51
Fax 0511-42 51 51
Internet: http://www.biv-os.de

Orthopädie im Krankenhaus der Augustinerinnen Severinsklösterchen Köln
Jacobstraße 27-31
50678 Köln
Telefon 0221-3308-1351
Fax 0221-3308-1556
Internet http://www.koeln-orthopaedie.de

Universität Münster
Klinik und Poliklinik für Technische Orthopädie und Rehabilitation, Prof. H.H. Wetz
Robert-Koch-Straße 30
48129 Münster
Telefon 0251-83-56764
Fax 0251-83-56776