Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME): Ursache, Gebiete, Impfung, Erste Hilfe & Therapie

Das Krankheitsbild ist lebensbedrohlich – nicht nur die Hirnhäute entzünden sich, die Infektion breitet sich im gesamten Nervensystem und somit auch im Gehirn aus. Die Frühsommer-Meningo-Enzephalitis (FSME) zieht man sich durch eine Infektion zu.

Der Auslöser ist ein Virus, das über einen Zeckenstich auf den Menschen übertragen wird. Die Zahl der Fälle von FSME-Erkrankungen in Deutschland beträgt jährlich etwa 300.

Ursachen & Risikofaktoren

Die Gefahr, an FSME zu erkranken, ist während der Zeckensaison zwischen März und Oktober am größten. Das Risiko einer FSME-Erkrankung ist nicht nur auf berufllich gefährdete Personen wie Forstarbeiter oder Landwirte beschränkt, denn 90% der an FSME erkrankten Personen infizieren sich in ihrer Freizeit. Zecken leben bevorzugt in Bodenähe. Sie „lauern“ auf Sträuchern, Gräsern und in Büschen, und lassen sich nicht, wie oft behauptet, von Bäumen herunterfallen. Menschen und Tiere streifen an Wegrändern, Wiesen, aber auch in Gärten und Parkanlagen die Zecke beim Vorbeigehen ab, die dann möglichst schnell feuchtwarme Körperpartien an ihrem Opfer aufsucht.

Zecken sind sehr klein und geschickte Kletterer und wenn sie z. B. auf einen Menschen übergehen, halten sie sich an seinen Haaren oder Kleidern fest, um dann an eine unbekleidete Körperstelle vorzudringen. Dementsprechend sind die Gelegenheiten vielfältig, beim Zelten, Joggen, Angeln, Reiten, Wandern, etc. von Zecken gestochen zu werden. Beim Stich werden die FSME-Erreger von der Zecke auf den Menschen übertragen.

Eine besondere Tücke des Zeckenstichs liegt darin, dass er nicht nur Erreger übertragen kann, sondern darüber hinaus durch betäubende Substanzen im Zeckenspeichel vom Opfer praktisch nicht gespürt wird. Zecken kommen zwar weltweit vor, jedoch ist das FSME-Virus auf Europa und einige Teile Asiens beschränkt. Aber selbst in den sogenannten FSME-Endemiegebieten Info tragen nur ca. 0,2 – 0,5% der Zecken den Erreger in sich, so dass nur selten ein Biss tatsächlich zu einer FSME-Infektion führt.

FSME Gebiete

Das Infektionsrisiko ist in den zahlreichen europäischen Ländern sehr unterschiedlich. In Deutschland aber ist das FSME-Virus teilweise stark verbreitet. Gebiete mit sehr hohem Risiko sind hier die Niederungen des Donautals und seiner Nebenflüsse in Baden-Württemberg und Bayern.

In Spanien, Portugal, Großbritannien und den Beneluxländern tritt das FSMEVirus nicht auf. Während Frankreich, Italien und Griechenland nur wenige Einzelerkrankungen melden, ist die Gefahr einer FSME-Infektion in Österreich, Ungarn und Teilen Deutschlands, der Schweiz, Polens, des ehemaligen Jugoslawiens, Albaniens, Estlands, Finnlands, Lettlands, Litauens, Russlands, Weißrusslands, Schwedens sowie der Slowakischen und Tschechischen Republik wesentlich höher. In Höhen über 800 Metern sind die Zecken praktisch nicht anzutreffen und es besteht kaum eine Infektionsgefährdung bzw. -übertragung.

Krankheitsbild

Der Krankheitsverlauf der FSME ist durch zwei unterschiedliche Phasen charakterisiert. 3 – 14 Tage nach dem Stich einer infizierten Zecke kommt es bei etwa 30% der Infizierten zu grippeähnlichen Erscheinungen mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und nach einem symptomfreien Intervall, das eine große Schwankungsbreite von 1 – 20 Tagen aufweist, zu zentralnervösen Beschwerden bei 10 bis 30% der vorher grippeähnlich Erkrankten.

Von letzteren machen etwa 50% eine Hirnhautentzündung (Meningitis), ca. 30% eine kombinierte Hirn- und Hirnhautentzündung (Meningoenzephalitis) und die restlichen 10 – 20% der Erkrankten eine zusätzliche Rückenmarkentzündung (Myelitis) durch. Im Kindesalter überwiegen leichte Krankheitsverläufe. Defektheilungen und sogar Todesfälle kommen vorzugsweise bei erwachsenen Patienten vor. Als Spätschäden sind Lähmungen, beispielsweise der Schultergürtelmuskulatur, oder Gleichgewichtsstörungen infolge Kleinhirnbefall zu beklagen.

Auswirkungen

Bei schwerem Verlauf der Erkrankung kann die FSME bleibende Schäden hinterlassen oder sogar zum Tod führen. Ausfälle bestimmter Funktionen können lebenslang bestehen bleiben, beipielsweise Kopfschmerzen, Lähmungen in unterschiedlicher Ausprägung oder Gleichgewichtsstörungen. Auch bei leichteren Krankheitsverläufen ist es möglich, dass noch über Wochen vorübergehende Persönlichkeitsveränderungen beobachtet werden. Etwa 1% der Erkrankten stirbt an den schweren Folgen einer FSME-Erkrankung.

Erkennung & Untersuchungen

Die Beschwerden, die nach einer FSME-Infektion auftreten können, ergeben oft kein einheitliches, definierbares Bild und sind individuell sehr unterschiedlich. Deshalb ist es oft nicht leicht, die vieldeutigen Beschwerden diagnostisch einzuordnen. Wichtig ist es, auch an eine FSME zu denken und den Patienten zu fragen, ob er sich vor Ausbruch der Krankheit in einem Zecken-Endemiegebiet aufgehalten hat. In diesem Fall muss eine Blutuntersuchung auf FSME-Antikörper zur gezielten Diagnostik vorgenommen werden.

Erste Hilfe & Therapie

Der Hausarzt muss unverzüglich jede Stichstelle untersuchen und über weitere Vorgehensweisen aufklären.

Zecken sollten in jedem Fall sofort aus der Haut entfernt werden. Da die Krankheitserreger in den Speicheldrüsen der Zecke beherbergt werden, können sie sehr rasch nach einem Stich ins Blut des Wirtes übertragen werden. Die Zecke sollte so nah wie möglich mit einer speziellen Pinzette (aus der Apotheke) erfasst und langsam unter vorsichtigem Drehen herausgezogen werden. Es ist gleichgültig, ob die Zecke nach links oder rechts herausgedreht wird. Wichtig ist, daß Sie nicht an der Zecke ziehen. Dabei würde sich die Zecke stärker im Gewebe verhaken, wodurch der Körper vom Kopf abgerissen wird.

Der Kopf verbleibt dann in der Stichstelle und muß von einem Arzt entfernt werden. Das Quetschen oder Zerdrücken des Zeckenkörpers sollte unbedingt vermieden werden! Hierdurch wird die Übertragung von infektiösem Speichel und Darminhalt der Zecke auf den Wirt eher beschleunigt. Auch sollte man auf gar keinen Fall die Zecke mit Öl, Klebstoff oder Nagellack traktieren – in der Hoffnung, dass sie sich wieder von alleine löst. Aufgrund der chemischen Substanzen in diesen „Hilfsmitteln“ ist es möglich, dass die Zecke sich erbricht. Da sich die FSME-Erreger in deren Speicheldrüsen befinden, kommt es dann rascher zu einer Infektion.

Eine passive Immunisierung mit FSME-spezifischen Antikörpern ist für den Fall vorgesehen, wenn es bei einer empfänglichen Person in einem Gebiet mit hoher Durchseuchung der Zecken mit FSME-Erregern bereits zu einem Zeckenstich gekommen ist und damit ein hohes Risiko einer Infektion anzunehmen ist. Das Präparat wird allerdings nur für Erwachsene, nicht für Kinder empfohlen.

Wichtiger Hinweis zum erfolgreichen Entfernen einer Zecke

Zecken sollten in jedem Fall sofort entfernt werden. Hat die Zecke sich bereits in der Haut festgesaugt, sollte behutsam sie so vollständig wie möglich mit einer Pinzette erfasst und vorsichtig und langsam herausgedreht werden. Das Quetschen oder Zerdrücken des Zeckenkörpers sollte unbedingt vermieden werden! Auf keinen Fall ist die Zecke mit Öl, Klebstoff oder Nagellack zu traktieren. Denn dadurch wird die Zecke irritiert, kann sich erbrechen und die FSME-Erreger aus ihrem Verdauungstrakt hochwürgen, so dass diese rascher in den Stichkanal gelangen und das Opfer infizieren können.

Vorsorge

Um das Risiko vor Zeckenstichen möglichst klein zu halten, ist es ratsam in FSME-Endemiegebieten Info geschlossene Kleidung (langärmelige Oberbekleidung, die auch den Kopf und die Nackengegend schützt) und festes Schuhwerk zu tragen und eventuell auch mit insektenabweisenden Mitteln vorzubeugen. Jedoch lassen sich mit diesen Vorkehrungen Zeckenstiche Info nicht völlig verhindern. Nach jedem Aufenthalt in der Natur ist es wichtig, den Körper – besonders bevorzugte Stichstellen wie Hals, Haarbereich des Kopfes, Ohren und Beine — gründlich nach Zecken abzusuchen.

FSME Impfun

Medikamentöse Schutzmaßnahmen: Heutzutage gibt es die Möglichkeit, sich gegen die FSME impfen zu lassen. Besonders für Personen, die sich häufig in Risikogebieten aufhalten, empfiehlt sich dringend die aktive FSME-Impfung. In Deutschland gehört die FSME-Impfung zu den öffentlich empfohlenen Impfungen und wird von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Bei dieser Impfung, die aus drei Injektionen besteht, wird der Person das Virus in abgetöteter Form gespritzt. Die ersten beiden Impfdosen werden der Person im Abstand von 2 Wochen bis 3 Monaten verabreicht; die dritte Teilimpfung erfolgt dann nach 9 – 12 Monaten und vervollständigt die Grundimmunisierung für sicherlich 3, wahrscheinlich 5 Jahre.

Für den Erhalt des Impfschutzes jedoch ist eine Auffrisch-Impfung durch Verabreichung einer einzelnen Impf-Dosis nach ca. 5 Jahren erforderlich. In seltenen Fällen kann es nach der FSME-Impfung zu einer Impfreaktion Info kommen. Der Impfling kann sich vorübergehend abgeschlagen fühlen und an der Injektionsstelle Entzündungszeichen (Rötung, schmerzhafte Schwellung) aufweisen, die nach wenigen Tagen vollständig verschwunden sind.

Wenn es bei einem nicht Geimpften zum Zeckenstich gekommen ist und das Risiko einer Infektion besteht, ist es möglich im Nachhinein eine passive Immunisierung mit spezifischen FSME-Antikörpern, also Immunstoffen gegen das FSME-Virus, durchzuführen. Laut dem Paul-Ehrlich Institut in Langen darf die passive Immunisierung bei Kindern bis zum 14. Lebensjahr nicht angewendet werden.

Häufige Fragen

Wie kann ich mich vor Zecken bzw. Zeckenstichen schützen?

Zecken werden durch den Schweißgeruch des Menschen, der aus den Poren nackter Haut entströmt aus Buschwerk und Gräsern angelockt. Geschlossene Kleidung, festes Schuhwerk und eventuell auch insektenabweisenden Mitteln schützen somit am besten vor den Zecken.Ganz wichtig: Nach jedem Aufenthalt in der Natur den Körper – besonders bevorzugte Stichstellen wie Hals, Haarbereich des Kopfes, Ohren und Beine – gründlich nach Zecken absuchen.

Wo bin ich gefährdet?

Zecken kommen zwar weltweit vor, jedoch ist das FSME-Virus auf Europa und Teile Asiens beschränkt. Aber selbst in den geographischen Bereichen, in denen eine Infektionskrankheit zu einem größeren Prozentsatz ständig auftritt
(FSME-Endemiegebiete Info ) tragen nur ca. 0,2 – 0,5% der Zecken den Erreger, so dass nur selten ein Stich zu einer FSME-Ansteckung führt. Das Infektionsrisiko in den zahlreichen europäischen Ländern ist sehr unterschiedlich, speziell in den Flussniederungen in Baden-Württemberg und Bayern ist das FSME-Virus teilweise stark verbreitet.

Wie verhalte ich mich, wenn ich von einer Zecke gestochen werde?

Zecken sollten in jedem Fall sofort aus der Haut entfernt werden: Mit Hilfe einer Pinzette oder den Fingernägeln wird die Zecke langsam und unter vorsichtigem Drehen nach oben herausgezogen. Das Quetschen oder Zerdrücken des Zeckenkörpers sollte unbedingt vermieden werden. Auf gar keinen Fall Öl, Klebstoff oder Nagellack zur Entfernung verwenden. Der Hausarzt muss unverzüglich die Stichstelle untersuchen und über weitere Vorgehensweisen aufklären.

Welche Infektionskrankheiten werden durch Zecken übertragen?

Die Zecke an sich produziert kein Gift, kann aber verschiedene Krankheitserreger übertragen. Bei ihrer Blutmahlzeit ist es möglich, dass sie ihr „Opfer“ mit Viren und Bakterien infiziert. Die häufigste durch Zeckenbiss übertragene Infektionskrankheit in Europa ist die Lyme-Borreliose, verursacht durch das Bakterium
Borrelia burgdorferi Info. Wesentlich seltener aber komplikationsreicher ist die durch Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), bei der ein Virus für den Ausbruch der Krankheit verantwortlich ist.

Wie macht sich die Krankheit bemerkbar? Inkubationszeit

Etwa 2 – 28 Tage nach dem Zeckenstich kommt es bei einer FSME-Erkrankung zu grippeähnlichen Beschwerden wie z.B. Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Nach etwa einer meist beschwerdefrei verlaufenden Woche, treten erneut Fieberattacken auf. Weitere Anzeichen sind Bewusstseinstörungen und Lähmungserschei-
nungen, so dass die Bewegungsstörungen zum Teil stark beeinträchtigt sind. In 60% aller Fälle zeigen sich Entzündungen des Hirns und der Hirnhäute, der Nerven und des Rückenmarks.

Kann ich mich vor der Frühsommer-Meningo-Enzephalitis schützen?

Es gibt zwei Möglichkeiten, sich gegen Meningo-Enzephalitis schützen zu lassen: Passive Immunisierung mittels FSME-Antikörpern und aktive Immunisierung mit einem TotimpfstoffIn Deutschland gehört die FSME-Impfung zu den öffentlich empfohlenen Impfungen und wird von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Bei der Impfung wird dem Impfling das Virus in abgetöteter Form dreimal gespritzt. Nach ca. 5 Jahren wird eine Auffrischimpfung für den Erhalt des Impfschutzes vom Hausarzt erneut vorgenommen.

Wichtige Adressen

Informationszentrale gegen Vergiftungen der Universität Bonn
Tel.: 0228/2873211
Fax: 0228/2873314

Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin
Thielallee 88-92
14195 Berlin
Tel.: 030/8412-4300
Fax: 030/8412-4970

Paul-Ehrlich-Institut
Bundesamt für Sera und Impfstoffe Referat All
Paul-Ehrlich-Straße 51-59
63225 Langen
Tel.: 06103/77-1030
Fax: 06103 / 77-1256
http://www.meb.uni-bonn.de/giftzentrale/fsme.html