Fehlsichtigkeit (Sehfehler): Ursache, Symptome, Test, Korrektur & Vorsorge

Fehlsichtigkeit ist in Deutschland mittlerweile eine „Volkskrankheit“: Gut 37 Millionen Bundesbürger tragen eine Brille oder Kontaktlinsen. Neben diesen „Klassikern“ können auch modernste Lasermethoden heute eine echte Alternative sein.Unter Fehlsichtigkeit versteht man Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit, Altersweitsichtigkeit oder Stabsichtigkeit (Hornhautverkrümmung).

Sehfunktion

Die Augen regulieren ununterbrochen das einfallende Licht, stellen sich auf nah und weit entfernte Gegenstände ein und produzieren Bilder, die sofort an das Gehirn weitergeleitet werden. Das optische System des Auges besteht im Wesentlichen aus Hornhaut, Linse und Netzhaut. Es lenkt ankommende Lichtstrahlen so weiter, dass diese in einem Brennpunkt genau auf der Netzhaut des Auges zusammentreffen.

Die Hornhaut hilft, das Licht auf der Netzhaut am Augenhintergrund zu bündeln. Die Hornhaut und die Linse sind letztlich für die Abbildung auf der Netzhaut zuständig. Muskeln ziehen sie zusammen oder dehnen sie, je nachdem, ob die Gegenstände nahe oder weit weg sind. Die Netzhaut wandelt die Bilder in elektrische Impulse um, die der Sehnerv zum Gehirn weiterleitet. Nur wenn der Brennpunkt genau auf der Netzhaut liegt, wird die Umgebung scharf abgebildet. Ist der Brennpunkt vor oder hinter der Netzhaut, wird die Umgebung unscharf wahrgenommen.

Ursachen

Kurzsichtigkeit (Myopie) ist die am weitesten verbreitete Sehschwäche. Ursache ist ein Brechungsfehler. Im Fall der Kurzsichtigkeit werden Gegenstände bereits in einem Bereich vor der Netzhaut abgebildet – oder anders herum: Der Augapfel ist in der Regel zu lang, so dass der Brennpunkt der Lichtstrahlen nicht auf der Netzhaut, sondern kurz davor liegt.
Weitsichtigkeit (Hyperopie) entsteht, wenn Hornhaut und Linse Gegenstände erst hinter der Netzhaut scharf abbilden würden – also: der Augapfel ist zu kurz, so dass der Brennpunkt der Lichtstrahlen hinter der Netzhaut liegt.

Bei der Hornhautverkrümmung oder auch Stabsichtigkeit (Astigmatismus) ist die Krümmung der Hornhaut unregelmäßig und die einfallenden Lichtstrahlen werden unterschiedlich stark gebrochen – es entsteht eine unscharfe Abbildung. Stabsichtigkeit tritt meistens in Verbindung mit Kurz- oder Weitsichtigkeit auf.

Alters(weit)sichtigkeit (Presbyopie) ist eine normale Erscheinung. Ab etwa dem 45. Lebensjahr verliert die Linse an Elastizität – sie kann naheliegende Gegenstände nicht mehr scharf abbilden. Deswegen braucht man normalerweise im Alter eine Lesebrille.

Krankheitsbild: Biologie des Auges

Fehlsichtigkeit wird, da sie meist nicht schlagartig einsetzt, von den Betroffenen oft nicht wahrgenommen. Bei Kurzsichtigkeit werden weiter entfernte Gegenstände nur noch verschwommen wahrgenommen, auf die Nähe sieht man scharf. Die Symptome der Weitsichtigkeit – auf die Ferne scharf, auf die Nähe unscharf sehen – sind im Anfangsstadium weniger beeinträchtigend. Bis zu 2 Dioptrien Info bleibt sie meist unbemerkt.

Beim kurzsichtigen Auge liegt der Brennpunkt vor der Netzhaut. Weiter entfernte Gegenstände werden daher unscharf wahrgenommen.

 

 

 

 

Beim weitsichtigen Auge liegt der Brennpunkt hinter der Netzhaut. Der Vordergrund erscheint daher unscharf.

 

Quelle: VSDAR

Erkennung & Test

Kurz- oder Weitsichtigkeit und auch eine Hornhautverkrümmung erkennt der Augenarzt anhand einfacher Testverfahren. Die Sehschärfe wird meist mit einer Sehprobentafel bestimmt. Darauf sind Zeichen unterschiedlicher Größe abgebildet, die Menschen mit normaler Sehkraft aus einer bestimmten Entfernung noch lesen können. Wenn jemand z. B. Verkehrszeichen, die normalsichtige Personen aus 25 Metern Distanz noch erkennen, erst aus fünf Metern Entfernung erkennt, ist die Sehleistung deutlich eingeschränkt.

Therapie: Korrektur durch Lasern

Quelle: VSDAR

Zur Korrektur von Kurz-, Weit- und Stabsichtigkeit werden meistens Brillen oder Kontakt- linsen verwendet. Eine weitere Möglichkeit ist eine Laser-Operation. Sie gewinnt in den letzten Jahren immer stärker an Bedeutung. Die Operationsmethoden sind dank computergesteuerter Laser-Technologie inzwischen anerkannt und kommen weltweit zum Einsatz. Die häufigsten Verfahren sind PRK (Photoablative Refraktive Keratektomie) und LASIK (Laser in situ keratomileusis). Für den Patienten ist der Ablauf der Operation bei beiden Methoden gleich. Die Vorbereitungszeit beträgt 20 bis 30 Minuten. Der Patient erhält zur örtlichen Betäubung Augentropfen, so dass die Operation völlig schmerzfrei abläuft. Während des nur wenige Minuten dauernden Einsatzes des Lasers liegt der Patient entspannt auf dem Rücken.

Mit Hilfe der PRK-Methode werden Korrekturen der Kurzsichtigkeit bis minus 6 Dioptrien mit geringer Komplikationsrate durchgeführt. Dabei werden mit einem Kaltlichtlaser Teile der Hornhaut abgetragen. Pro Dioptrie rechnet man etwa 12 µm. Der Heilungsprozess bei der PRK verläuft sehr unterschiedlich. Licht- und Blendungsempfind- lichkeit sowie zeitweiliges Verschwommensehen können bis zu sechs Monaten anhalten.

Das Lasik-Verfahren gilt heute als Standardmethode. Mit Hilfe einer Lasik kann Kurzsichtigkeit bis minus 10 Dioptrien, Weitsichtigkeit bis plus 3 Dioptrien oder eine Hornhautverkrümmung von bis zu minus 3 Dioptrien behandelt werden. Mit einem computergesteuerten Präzisionsmesser wird hierbei die oberste Schicht (160 µm) der Hornhaut teilweise abgetrennt und wie eine Tür aufgeklappt. Danach wird im Hornhautgewebe so viel abgetragen, wie zur Korrektur notwendig ist. Im Anschluss daran wird die Lamelle wieder zurückgeklappt. Auch hier dauert die Operation nur wenige Minuten. Der Vorteil: Das Auge heilt sehr schnell, die Sehleistung ist bereits innerhalb von wenigen Tagen wieder hergestellt.

Ob bei Ihnen eine Laseroperation in Frage kommt und wie Ihre individuellen Risiken aussehen, erfahren Sie bei speziellen Augenkliniken (siehe auch Wichtige Adressen).

Eine operative Korrektur der Alters(weit)sichtigkeit ist derzeit noch nicht möglich. Alterssichtige, die vorher normalsichtig waren, benötigen nur eine Lesebrille, während ältere Weitsichtige eine Fern- und eine Lesebrille brauchen. Wenig Kurzsichtige können im Alter die Brille zum Lesen einfach absetzen. Stärker Kurzsichtige benötigen zum Lesen eine zweigeteilte Brille mit verschiedenen Korrekturstufen.

Vorsorge

Gerade Kinder empfinden ihre mögliche Fehlsichtigkeit als normal. Es ist daher wichtig, dass sie spätestens im Vorschulalter zur Vorsorge-Untersuchung beim Augenarzt gehen. Auch wenn Sie Sehunsicherheiten, häufiges Zusammenkneifen der Augen oder auch besondere Empfindlichkeit auf Helligkeit bei Ihrem Kind bemerken, wenden Sie sich an einen Augenarzt. Ebenfalls empfehlenswert ist ein regelmäßiger Check beim Optiker – für jede Altersgruppe. Gehen Sie auch unbedingt zum Augenarzt, wenn Sie sich z. B. beim Autofahren unsicher fühlen oder beim Lesen Kopfschmerzen bekommen.

Aktuelles:
Die Laser-Operation nach der sogenannten LASIK-Methode wurde im Juni 1999 auf dem Augenärztekongress in Nürnberg von den Dachverbänden der deutschen Augenärzte für Kurzsichtigkeit bis minus 10 Dioptrien Info wissenschaftlich anerkannt.

INFO Dioptrien
Dioptrien ist die Maßeinheit der Brechkraft des Auges. Kurzsichtigkeit ist z. B. durch ein Minus-, Weitsichtigkeit durch ein Pluszeichen vor der Dioptrienzahl gekennzeichnet. Je höher die Dioptrienzahl, desto stärker ist die Fehlsichtigkeit ausgeprägt.

Häufige Fragen

Welche Kontaktlinsen sind besser – harte oder weiche?

Normalerweise sind harte Linsen besser. Sie versorgen die Hornhaut besser mit Sauerstoff und sind leichter zu pflegen. Weiche Kontaktlinsen haben zwar einen höheren Tragekomfort, müssen aber unbedingt korrekt gepflegt werden, damit es nicht zu Infektionen kommt.

Kann man Kontaktlinsen auch über Nacht im Auge lassen?

Man kann, sollte es aber nicht tun. Auch wenn die Industrie Einmal-Linsen anbietet: Die Hornhaut bekommt immer weniger Sauerstoff, wenn eine Linse im Auge ist.

Wie pflegt man Kontaktlinsen richtig?

Formstabile (harte) Linsen täglich zwischen den Fingern mit einem reinigenden und desinfizierenden Mittel abreiben und in einer entsprechenden Lösung aufbewahren. Flexible (weiche) Linsen täglich am besten mit einem Wasserstoffperoxid-Präparat reinigen und einmal pro Woche mit einem Protein-Reiniger behandeln. Von All-in-one-Mitteln besser die Finger lassen. Keinesfalls sollte man die Linsen über Nacht im Auge behalten: Die Hornhaut erhält dann überhaupt keinen Sauerstoff mehr, und das Infektions-Risiko steigt.

Was kostet die Laser-Operation?

Für eine Behandlung nach der PRK-Methode muss man mit etwa 1750 Euro, bei LASIK mit etwa 2000 Euro pro Auge rechnen. (2002)

Tut eine Laser-Operation weh?

Eine Laser-Operation ist schmerzfrei. Das Auge wird örtlich betäubt.

Was kann bei einer Laser-Operation schief gehen?
Schlimmstenfalls führt bei starker Fehlsichtigkeit die Behandlung nicht zu einer völligen Korrektur. In den meisten Fällen kann das Ergebnis jedoch durch eine Nachoperation weiter verbessert werden.

Können beide Augen gleichzeitig operiert werden?

Normalerweise werden in Deutschland nicht beide Augen zum selben Zeitpunkt operiert. Bei LASIK können z.B. beide Augen innerhalb von 2 Tagen behandelt werden. Bei anderen Verfahren muss die Zeitspanne dazwischen etwas länger sein.

Wichtige Adressen

Verband der Spezialkliniken Deutschlands für Augenlaser und Refraktive Chirurgie e. V. (VSDAR)
Postfach 33
82284 Grafrath
Tel. bundesweit: 0800- 527 45 93
Homepage: http://www.VSDAR.de
Gute Website des Verbandes der Spezialkliniken für Augenlaser und Refraktive Chirurgie

Berufsverband der Augenärzte Deutschlands
Postfach 300155
40401 Düsseldorf
Tel.: 0211-4303700
Fax 0211-4303720
Homepage: http://www.augeninfo.de
Informative Homepage des Berufsverbands der Augenärzte Deutschlands