Epilepsie: Ursache, Symptome, Diagnose, Formen & Therapie

Einige Epilepsie-Patienten haben ein ganz spezielles Vorgefühl, bei anderen kommt der Anfall ganz überraschend. Die Epilepsie bedeutet in der griechischen Wortbedeutung „Fallsucht“ und betrifft schätzungsweise 1 Prozent aller Menschen. 5 Prozent hatten einmal in ihrem Leben einen Krampfanfall, meist als Fieberkrampf. Damit tritt die Epilepsie etwa so häufig auf wie Gelenkrheuma. Man kann in jedem Lebensalter erkranken.

Etwa die Hälfte der Betroffenen haben ihren ersten epileptischen Anfall vor dem 15. Lebensjahr. Epilepsie ist ein Überbegriff für verschiedene Anfallskrankheiten: Am bekanntesten ist der Grand-mal-Anfall, bei dem der Patient bewusstlos wird, zu Boden stürzt und heftig mit Armen und Beinen zuckt. Viele epileptischen Anfälle sind jedoch weniger spektakulär. Manche äußern sich nur als kurzfristige Störung des Bewusstseins und werden deshalb häufig gar nicht als Epilepsie erkannt. Der Betroffene kann jedoch während des Anfalls auch bei Bewusstsein bleiben.

Ursachen & Risikofaktoren

Die Ursachen einer Epilepsie beruhen immer auf Störungen im zentralen Nervensystem, also im Gehirn. Diese Störungen können wiederum verschiedene Ursachen haben: Schädigungen des Gehirns vor oder während der Geburt – z. B. durch Sauerstoffmangel, Fehlbildungen bei der Hirnentwicklung, Verletzungen durch einen Unfall, Blutungen, Entzündungen, Tumoren, Stoffwechselstörungen, Schädigung durch Alkohol, Durchblutungsstörungen. Die Epilepsie ist keine Erbkrankheit. Allerdings kann offensichtlich die erhöhte Bereitschaft zu epileptischen Anfällen vererbt werden. Schlafentzug oder ein Infekt erhöhen ebenfalls die Anfallsbereitschaft.

Krankheitsbild & Symptome

Wie sich eine epileptischer Anfall äußert, hängt davon ab, wo die Störung im Gehirn lokalisiert ist. Nach den Symptomen kann man verschiedene Anfallsarten unterscheiden:

  • Grand mal (großer Krampfanfall)
  • Psychomotorischer Anfall
  • Petitmal-Epilepsie (vorwiegend im Kindesalter )

Der Grand mal (großer Krampfanfall)

Läuft sehr dramatisch ab. Der Betroffene verliert plötzlich das Bewusstsein, stürzt zu Boden. Die gesamte Körpermuskulatur verkrampft sich. Dann beginnt er mit den Armen und Beinen heftig und rhythmisch zu zucken. Zuerst sind die Bewegungen sehr schnell, werden jedoch bald langsamer und weiter ausholend. Begleitet ist der Anfall oft von einem unfreiwilligen urinieren. Speichel fließt aus dem Mund, die Haut verfärbt sich blass-blau und es besteht die Gefahr von Bissverletzungen. Der Anfall dauert in der Regel nicht länger als zwei Minuten.

Psychomotorischer Anfall

Das Bewusstsein ist eingeschränkt und es fallen merkwürdige Verhaltensweisen auf wie Schmatz- oder Kaubewegungen, Schreie, Lachen, Brummen oder der Unterkiefer fällt nach unten, die Gesichtsfarbe und der Gesichtsausdruck können wechseln. Manchmal merkwürdige Bewegungen wie Hände schütteln, an den Kleidern herumnesteln.

Petit mal-Epilepsie

Die Blitz-Nick-Salaam-Krämpfe (BNS-Krämpfe) sind typisch für Säuglinge und Kleinkinder. Das Kind zuckt plötzlich zusammen, wirft die Arme hoch, beugt Oberkörper und Kopf nach vorne. Die Anfälle sind sehr kurz und sehr heftig. Die myoklonisch-astatische Petit mal-Epilepsie (auch akinetische Petit mal oder Lennox-Syndrom) tritt im Vorschul- und frühen Schulalter auf und ist durch plötzliches Zusammenbrechen infolge Tonusverlust der Muskeln gekennzeichnet. Die Pyknolepsie kann bis in das höhere Schulalter beobachtet werden und imponiert durch vorübergehendes Abschalten (auch Absencen genannt) – oft nur wenige Sekunden. Manchmal fällt ein leichtes Zucken der Augenlider auf. Ausgeprägte Bewegungen fehlen. Diese Art des epileptischen Anfalls wird häufig nicht erkannt und als Verträumtheit abgetan.

Auswirkungen

Ein einzelner epileptischer Anfall führt zu keiner bleibenden Schädigung des Gehirns. Bei häufig wiederkehrenden größeren Anfällen können jedoch psychische Veränderungen auftreten sowie verschiedene hirnorganische Schäden, wahrscheinlich aufgrund der Sauerstoffunterversorgung des Gehirns während der Anfälle. Eine Notfallsituation ist immer gegeben, wenn ein epileptischer Grand-mal-Anfall länger als 10 Minuten andauert oder in Serien kommt. Dann handelt es sich um einen Status epilepticus Info, den der Arzt mit Medikamenten wie z. B. Diazepam oder Phenytoin unterbrechen muss.

Die Verletzungsgefahr durch Sturz ist groß bei Epilepsieformen, die mit plötzlicher Bewusstlosigkeit einhergehen und sich nicht durch ein Vorgefühl (Aura) ankündigen. Sehr groß kann auch die psychische Belastung für die Betroffenen sein. Außenstehende reagieren häufig übertrieben, wenn sie einen Anfall miterleben. Weitere mögliche Auswirkungen sind Schwierigkeiten am Arbeitsplatz oder in der Schule. Manche Berufswünsche bleiben unerfüllt, ebenso muss man auf bestimmte sportliche Aktivitäten verzichten. Auch das Autofahren Info ist aus verständlichen Gründen nicht erlaubt. Begleitet ist eine Epilepsie häufig von Angststörungen und Depressionen, weshalb in manchen Fällen eine begleitende Psychotherapie sinnvoll sein kann.

INFO Status epilepticus

Ein andauernder epileptischer Zustand (länger als zehn Minuten) oder eine Serie von Anfällen wird als Status epilepticus bezeichnet. Dieser Status muss mit Medikamenten unterbrochen werden, da es sonst zu einer lebensgefährlichen Stoffwechselentgleisung kommen kann. Ein Status ist grundsätzlich bei allen Anfallstypen möglich. Häufige Auslöser eines Status bei Erwachsenen sind Blutungen, Infekte oder Stoffwechselentgleisungen, weiterhin Fieber, Schlafentzug, Alkohol oder Medikamente. Häufigste Ursachen bei Kindern sind Infekte.

Ein Status epilepticus kommt am häufigsten bei Neugeborenen und Patienten, die älter als 40 Jahre sind vor. Das Mortalitätsrisiko (Risiko daran zu versterben) ist deutlich altersabhängig, beispielsweise bei Kindern sehr selten, während für Menschen ab 80 Jahre jeder zweite Status mit dem Tod endet. In einer großen amerikanischen Studie wurden 105 000 Epilepsiekranke, die einen Status epileptikus hatten, gemeldet. Davon sind 22 500 an dem Status verstorben. Demnach starb jeder Fünfte an den Folgen eines Status epileptikus.

Diagnose

Bei der Diagnose einer Epilepsie ist zunächst die Beobachtung des Anfalls sehr wichtig, da es eine ganze Reihe verschiedener Anfallsarten gibt, die eine unterschiedliche Behandlung erfordern Außerdem ist nicht jeder Krampfanfall eine Epilepsie.

Manchmal können die Bewegungsmuster bei der Zuordnung helfen. Typisch für einen Grand mal-Anfall sind die rhythmischen Bewegungen, deren Frequenz allmählich abnimmt. Gleichzeitig nimmt die Bewegungsamplitude zu – das heißt, die Bewegungen werden mit der Zeit ausholender. Auch ist der Patient während des Grand mal-Anfalls bewusstlos, aber die Augen sind oft geöffnet. Jedoch reagieren die Pupillen in den meisten Fällen nicht.

Häufig verwechselt mit einem epileptischen Grand mal-Anfall werden Ohnmachtsanfälle, ausgelöst zum Beispiel durch einen Kreislaufkollaps. Auch sie können von krampfartigen Bewegungen begleitet sein. Eine weitere Anfallsart, die es abzugrenzen gilt, ist der sogenannte psychogen ausgelöste Anfall, der seelisch bedingt ist. Typisch dafür sind die unkoordinierten Bewegungen und die geschlossen Augen.

In den meisten Fällen reagiert aber die Pupille. Schwer abzugrenzen von psychogenem Anfall sind die frontalen epileptischen Anfälle. Sie können mitunter sehr bizarr sein. Meist ist der Arzt nicht gerade zum Zeitpunkt des Anfalls vor Ort, so dass er auf die genaue Beobachtungsgabe der Angehörigen angewiesen ist.

Eine wichtige Untersuchungsmethode zur weiterführenden Diagnostik ist das Elektroencephalogramm (EEG). Typisch für Epilepsie sind bestimmte Kurvenveränderungen im EEG, die auch zwischen den Anfällen nachweisbar sind. Bei einer fokalen Epilepsie, bei dem es einen begrenzten epileptisch aktiven Bereich im Gehirn gibt, sieht man im EEG hohe und spitze Ausschläge – sogenannte Spikes. Bei einem generalisierten Anfall, bei dem das gesamte Gehirn in Mitleidenschaft gezogen ist, sind sowohl Spitzen als auch hohe wellenförmige Ausschläge im EEG-Muster zu sehen.

Manchmal sind epileptische Anfälle auch auf Gehirnschädigungen zurückzuführen. Solche Schäden kann man mit zwei bildgebenden Verfahren ausschließen bzw. entdecken – die Magnetresonanztomographie (MRT) und die Computertomographie (CT).

Therapie

Falls eine Grunderkrankung vorliegt, die für die epileptischen Anfälle verantwortlich ist, wie zum Beispiel eine Geschwulst im Gehirn, so wird man versuchen, diese Grunderkrankung zu behandeln. Ist keine organische Erkrankung vorhanden oder eine Behandlung dieser Erkrankung nicht möglich, so wird versucht, die Anfälle medikamentös mit Antiepileptika Info (auch Antikonvulsiva genannt) in Griff zu bekommen.

Medikamentöse Therapie

Ziel der Behandlung ist, Anfälle zu verhindern oder zumindest die Häufigkeit und Schwere der Anfälle zu vermindern. In der Regel müssen dazu lebenslang regelmäßig Medikamente eingenommen werden. Für die medikamentöse Behandlung stehen verschiedene Substanzen zur Verfügung, die man als Antiepileptika oder Antikonvulsiva bezeichnet. Sie vermindern über unterschiedliche und zum Teil noch ungeklärte Mechanismen die Aktivität der Nervenzellen und damit die Krampfbereitschaft.

INFO Antiepileptika (auch Antikonvulsiva)

Antiepileptika sind Medikamente zur Behandlung der Epilepsie. Sie setzen über verschiedene Mechanismen die Krampfbereitschaft des Gehirns herab. Dazu zählen zum Beispiel: Carbamazepin, Clonazepam, Clobazam, Diazepam, Ethosuximid, Felbamat, Gabapentin, Kalium-Bromid, Lamotigrin, Mesuximid, Oxcarbazepin, Phenytoin, Phenobarbital, Primidon, Sultiam, Tiagabin, Topiramat, Valproinsäure, Vigabatrin.

Wichtig ist, für die jeweilige Epilepsieform das günstigste Medikament und die passende Dosierung zu finden. Das erfordert vom Arzt Erfahrung und vom Patienten Geduld. Falls sich mit einem Medikament keine Anfallsfreiheit erzielen lässt, werden verschiedene Medikamente miteinander kombiniert. Ein eigenmächtiges plötzliches Absetzen eines Antiepileptikums ist streng untersagt; es kann sehr gefährlich sein und zu einem vermehrten Auftreten von Anfällen oder sogar zu einem lebensbedrohlichen Status epilepticus Info führen.

Der Erfolg einer medikamentösen Therapie hängt von der Anfallsform ab. So können 50 bis 80 Prozent der Patienten mit Grand-mal-Anfällen durch eine optimale Einstellung und bei regelmäßiger Einnahme der Medikamente im ersten Jahr anfallsfrei leben. Dies gilt auch für 80 bis 90 Prozent der Patienten mit Absencen oder kleineren Anfällen, jedoch nur für etwa jeden fünften mit Blitzanfällen. Nimmt man alle Epilepsieformen zusammen, erleiden etwa 30 Prozent trotz einer medikamentösen Behandlung weiterhin Anfälle. Treten unter einer Behandlung mit Antiepileptika Info drei Jahre lang keine Anfälle auf, so wird häufig versucht, die Medikamente langsam abzusetzen. Mögliche Nebenwirkungen der Antiepileptika sind allergische Reaktionen der Haut, Übelkeit, Erbrechen, Appetitstörungen, Schwindel, Müdigkeit, Lymphknotenschwellung.

Langfristig kann es zum Kalkabbau der Knochen kommen. Die Nebenwirkungen können ein Zeichen einer Überdosierung sein. Vorsicht! Trotzdem nie eigenmächtig die Dosis reduzieren, sondern nur in Absprache mit dem Arzt.

Hirnoperation

Eine Operation Info kommt nur für wenige Patienten in Betracht. Sie kann nur durchgeführt werden, wenn es sich um sogenannte fokale Anfälle handelt, die auf eine bestimmte Hirnregion begrenzt sind. Diese Region muss deutlich abzugrenzen und gefahrlos und ohne spätere Nebenwirkungen für den Patienten zu entfernen sein.

Vagusnerv-Stimulation

Es handelt sich um eine neue Behandlungsform der Epilepsie. Der Patient bekommt ein Gerät, das elektrische Impulse abgibt (ähnlich wie einen Herzschrittmacher) unter die Haut unterhalb des linken Schlüsselbeins implantiert. Damit wird über eine Elektrode der linke Vagusnerv Info gereizt. Die Operation dauert zirka eine Stunde. Das Gerät wird bei den meisten Patienten so eingestellt, dass es 30 Sekunden lang den Hirnnerv reizt. Anschließend folgt eine Pause von fünf Minuten.

INFO Vagusnerv

Als Vagusnerv wird der 10. Hirnnerv bezeichnet. Insgesamt ziehen zwölf Hirnnerven vom Gehirn –jeweils paarweise– links und rechts am Hals in der Nähe der Halsschlagadern nach unten zu verschiedenen Organen (z. B. Herz, Lunge, Darm, Magen, Kehlkopf). Der rechte Vagusnerv hat eine starke Verbindung mit den Herzvorhöfen. Wird er gereizt, kann es zu Herzrhythmusstörungen kommen. Deshalb wird bei der Vagusnerv-Stimulation zur Behandlung der Epilepsie nur der linke Vagusnerv gereizt.

Der Patient kann die Stromstärke je nach Verträglichkeit selbst regulieren. Mit Hilfe eines kleinen Magneten ist der Patient in der Lage, selbst eine zusätzliche Reizung auszulösen, wenn sich zum Beispiel ein Anfall ankündigt. Mit Hilfe des Magneten lässt sich das Gerät auch abschalten. Genau wie die medikamentöse Behandlung mit Antiepileptika ist die Vagusnerv-Stimulation eine Dauertherapie. Nach bisherigen Ergebnissen lassen sich mit dieser Methode bei etwa der Hälfte der Patienten die Häufigkeit oder Schwere der Anfälle reduzieren.

Eine Anfallsfreiheit wird jedoch nur sehr selten erzielt. Bei jedem zweiten bringt diese Methode keine Verbesserung. Welche Patienten davon profitieren, kann nicht vorhergesagt werden. In den ersten Monaten nach Implantation tritt häufig Heiserkeit auf, ebenso verändert sich die Stimmhöhe. Oft berichten Patienten während der ersten Monate von einem Kribbelgefühl im Hals. Selten treten Husten und Schluckbeschwerden, sehr selten Brust-, Herzschmerzen oder Atemprobleme bei Belastung auf. Die Vagusnervstimulation kommt für Patienten in Frage, bei denen durch Medikamente keine zufriedenstellende Anfallskontrolle erreicht wird und/oder eine Operation nicht möglich oder sinnvoll ist.

Selbstkontrolle: Manchen Patienten gelingt es, einen beginnenden Anfall zu durchbrechen, indem sie sich auf etwas anderes konzentrieren. Das funktioniert aber nur, wenn sich die Anfälle mit einer Aura ankündigen. Man kann diese Selbstkontrolle im Rahmen einer Psychotherapie mit Biofeedback Info erlernen. Seminare zum Thema Selbstkontrolle bietet regelmäßig die Deutsche Epilepsievereinigung an (siehe Adressen).

Ketogene Diät: Während des Fastens nimmt die Zahl der
Anfälle ab. Offensichtlich beruht dies darauf, dass während des Hungerns die Verbrennung der Kohlenhydrate abnimmt und die Fettverbrennung zunimmt. Gleicher Effekt lässt sich mit der ketogenen Diät erzielen. Drei oder vier Teile der Kalorienlieferanten sind bei dieser Diät Ketonkörper-erzeugende Nahrungsmittel, in der Regel Fett. Ein Teil besteht aus nicht-ketogener Nahrung, also aus Kohlenhydraten und Eiweißen. Etwa die Hälfte der Epilepsiekranken haben einen deutlichen Vorteil von der Ernährungsumstellung. Allerdings empfinden viele diese Form der Ernährung als sehr schwer durchzuhalten. Die Diät darf nicht in Eigenregie durchgeführt werden, denn sie ist nicht ungefährlich. Mögliche Nebenwirkungen sind Unterzucker (Hypoglykämien) und andere Stoffwechselentgleisungen. Auch Harn- und Nierensteine treten unter dieser Diät häufiger auf.

Vorsorge

Bestimmte äußere Reize wie zum Beispiel Schlafentzug oder Alkohol erhöhen die Krampfbereitschaft und können einen epileptischen Anfall provozieren. Betroffene sollten daher immer auf einen ausreichenden Nachtschlaf achten und eine gemäßigte Lebensführung.
Zu empfehlen ist ein Epilepsiepass, den man immer mit sich führen sollte.

Häufige Fragen

Ist eine Epilepsie heilbar?

Man hat beobachtet, dass eine dauerhafte Anfallsfreiheit unter Therapie mit Antiepileptika Info zu einem Ausheilen der Epilepsie führen kann. Voraussetzung ist eine regelmäßige Einnahme der Medikamente. Ist für die epileptischen Anfälle eine Grunderkrankung wie z. B. ein Tumor die Ursache, so kann durch eine Behandlung der Grunderkrankung die Epilepsie geheilt werden. Bei wenigen Patienten lässt sich auch durch eine Epilepsiechirurgie Info eine dauerhafte Anfallsfreiheit erzielen.

INFO Epilepsiechirurgie

Bedingung ist, dass der Ursprungsort der epileptischen Anfälle bekannt ist. Es gibt mehrere Operationsverfahren. Beispiele: Anteriore Temproallappenresektion, bei der die vorderen zwei Drittel des Schläfenlappens entfernt werden. Entfernung des Mandelkerns (Amygdala) und der „Seepferdchen-Region“ (Hippokampusformation). Beide Regionen liegen im Schläfenlappen.

Muss ich mein Leben lang Antiepileptika einnehmen?

Treten drei Jahre lang keine Anfälle unter Antiepileptika auf, so kann man versuchen, die Medikamente schrittweise zu reduzieren. Das sollte jedoch nur unter ärztlicher Kontrolle geschehen.

Wie oft muss ich mit einem epileptischen Anfall rechnen?

Das lässt sich nicht voraussagen. Manche Patienten haben mehrmals hintereinander einen epileptischen Anfall, danach monatelang keinen mehr. Bei manchen tritt nur gelegentlich alle paar Monate ein Anfall auf.

In welchen Fällen ist eine Vagusnerv-Stimulation sinnvoll?

Das Verfahren kommt in Frage, wenn durch Medikamente eine zufriedenstellende Anfallskontrolle nicht möglich ist oder ein epilepsiechirurgischer Eingriff nicht möglich oder sinnvoll ist.

Etwa die Hälfte der Patienten hat durch eine Vagusnerv-Stimulation weniger oder nicht so heftige Anfälle. Es lässt sich aber nicht vorhersagen, bei welchen Patienten das der Fall ist. Die Methode kommt nicht in Frage bei Herz- oder Lungenerkrankung, Schluckstörungen, Magengeschwür oder wenn ein chirurgischer Eingriff erfolgversprechender ist. Abgeraten wird auch den Patienten, bei denen sich die Anfälle medikamentös gut kontrollieren lassen. Auch sollte vorher stets eine medikamentöse Behandlung erprobt worden sein.

Wann ist eine Operation sinnvoll?

Eine Operation Info kann sinnvoll sein, wenn sich durch Medikamente keine befriedigende Anfallskontrolle erzielen lässt. Gleiches gilt für die Anfälle, die von einem umgrenzten Hirnareal ausgehen, welches gefahrlos entfernt werden kann, ohne dass später Ausfälle wie z. B. schwere Sprach- oder Bewegungsstörungen auftreten.

Darf ich mein ganzes Leben lang nicht mehr Auto fahren oder gibt es auch Ausnahmen?
Wer unter epileptischen Anfällen oder anderen anfallsartigen Bewusstseinsstörungen leidet, darf nicht Auto fahren. Fahren darf jedoch derjenige, wer zwei Jahre anfallsfrei war und kein erkennbares Risiko für weitere Anfälle vorliegt. Das bedeutet, das EEG muss von den für Epilepsie typischen Veränderungen frei sein. Auto fahren dürfen auch diejenigen Personen wieder, die nach einer erfolgreichen Operation ein Jahr lang keine Anfälle mehr hatten.

Ebenfalls Auto fahren dürfen Patienten, die nur unter einfachen fokalen Anfällen leiden ohne Bewusstseinsstörung, Wahrnehmungsstörungen sowie motorischen oder sensiblen Störungen. Auch Patienten, deren Anfälle ausschließlich an den Schlaf gebunden sind, dürfen nach mindestens dreijähriger Beobachtungszeit wieder hinter das Steuer.

Wie verhalte ich mich, wenn jemand plötzlich einen epileptischen Anfall bekommt?

Ein Krampfanfall wirkt mitunter sehr bedrohlich, ist aber nicht gefährlich. Ein einzelner Anfall hört auch von selbst wieder auf. Es besteht kein Grund in Panik zu geraten. Entfernen Sie alle Gegenstände, an denen sich der Betroffene verletzen könnte und lassen Sie ihn beim Wachwerden nicht allein, da er noch etwa eine halbe Stunde lang etwas verwirrt sein kann. Schauen Sie auf die Uhr. Ein Grand-mal-Anfall dauert im Durchschnitt nicht länger als wenige Minuten. Bei jedem Anfall, der länger als zehn Minuten dauert, besteht der Verdacht, dass es sich um einen Status epilepticus handeln könnte. Dann sollte der Notarzt verständigt werden.

Wie unterscheiden sich fokaler und generalisierter Anfall?

Ein fokaler Anfall entsteht immer in einem ganz bestimmten Gehirnbereich. Bei einem generalisierten Anfall ist von Beginn an die ganze Gehirnaktivität in Mitleidenschaft gezogen. Die Unterscheidung bezieht sich als nur darauf, wo der Anfall beginnt, sagt jedoch nichts über die Schwere und den Verlauf des Anfalls aus.

Wie lassen sich Epilepsie und Kinderwunsch miteinander vereinbaren?

Da das Kind während der Schwangerschaft vom Körper der Mutter versorgt wird, ist eine Schädigung durch Antiepileptika grundsätzlich möglich. Allerdings ist das Risiko geringer als allgemein angenommen wird. Diese Gegenüberstellung bringt nicht viel!

Wichtige Adressen

Landesverband der Epilepsie-Selbsthilfegruppen
Baden-Württemberg e.V.
Haußmannstr. 6
70188 Stuttgart
Tel: 0711/215 51 11 Fax: 215 51 13

Landesverband Epilepsie Bayern e. V.
Barbara Lillge
Steiermarkstr. 30
81241 München
Tel.: 089/54 61 24 01 Fax: 54 61 24 02

Landesverband für Epilepsie Selbsthilfe
Nordrhein-Westfalen e.V.
Geschäftsstelle
Westhoffstr. 8 – 12
44145 Dortmund
Tel/Fax: 0231/83 12 47