Diphtherie: Ursache, Erreger, Behandlung & Impfung

Im Volksmund auch als „Würgeengel der Kinder“ bekannt, ist die Diphtherie eine schwerwiegende Infektionskrankheit, die nicht frühzeitig behandelt oft tödlich verläuft. Dank vorbeugender Impfung und guten hygienischen Verhältnissen konnte die Diphtherie in den Industrienationen weitestgehend zurückgedrängt werden.

In vielen Entwicklungsländern ist die Diphtherie jedoch noch weit verbreitet. Auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion ist in der ersten Hälfte der 90er Jahre eine starke Zunahme der Krankheitsfälle zu verzeichnen gewesen. In Deutschland sind etwa 60 % aller 30 – 40-jährigen unzureichend geschützt.

Übertragung & Erreger

Verursacht wird die Diphtherie durch einen Giftstoff (Toxin), der vom Bakterium Corynebacterium diphtheriae produziert wird. Die Übertragung der Diphtherie-Bakterien erfolgt über feinste Speicheltröpfchen z.B. beim Niesen, Husten und Küssen oder durch direkten Hautkontakt von Mensch zu Mensch. Besonders leichtes Spiel haben die Erreger dort, wo Menschen eng zusammenleben. Manche Infizierte sind Träger von Diphtherie-Bakterien, ohne selbst an Diphtherie zu erkranken; für ihre Mitmenschen stellen sie jedoch eine mögliche Ansteckungsquelle dar. Das höchste Risiko bei einer Diphtherie-Erkrankung haben die jüngsten und die ältesten Patienten.

Krankheitsbild & Symptome

In der Regel tritt die Diphtherie als Rachendiphtherie auf, bei Säuglingen auch als blutige Nasendiphtherie und in tropischen Ländern häufiger als Haut- oder Wunddiphtherie. Eine Rachendiphtherie beginnt 2-3 Tage nach der Ansteckung mit plötzlichem, mäßigem Fieber und Schluckbeschwerden. Infolge ähnlicher Krankheitszeichen kann es leicht zu einer Verwechslung mit einer Angina kommen. Bei erkrankten Menschen ist der Nasen-Rachen-Raum entzündet und geschwollen.

Der Rachen überzieht sich mit einem anfangs grauweißem, später bräunlich weißem Belag. Dieser als „Pseudomembran“ bezeichnete Belag ist für den fad-süßlichen Mundgeruch verantwortlich. Je dicker die Membran ist und je weiter sie sich in Richtung Kehlkopf ausbreitet, desto schwerer können die Betroffenen schlucken, atmen und sprechen. Beim Versuch den Belag zu entfernen entstehen Blutungen.

Auswirkungen & Spätfolgen

Die den Rachen überziehende Pseudomembran kann Atemnot bis hin zu Erstickungsanfällen mit Todesfolge hervorrufen. Eine besonders schlimme Komplikation einer Diphtherie-Infektion ergibt sich, wenn das von den Bakterien produzierte Gift das Herz angreift. Eine Entzündung des Herzmuskels endet oft im Herztod. In seltenen Fällen ist auch das Nervensystem betroffen und es kommt zu Lähmungen der Atem- oder Augenmuskulatur. Häufig treten die Nervenschäden erst Wochen nach einer Infektion auf.

Erkennung & Untersuchungen

Eine möglichst frühzeitige Erkennung der Diphtherie ist sehr wichtig, denn unbehandelt oder zu spät erkannt, führt sie in 30 % der Fälle zum Tod. Wichtigste Erkennungsmerkmale sind Entzündung der Gaumenmandeln und/oder des Rachens, Beläge im Nasen-Rachen-Raum, Lymphknoten- und Halsschwellung, Stimmlosigkeit , pfeifendes Atemgeräusch und ein schweres, allgemeines Krankheitsgefühl bei meist nur mäßigem Fieber. Eine Bestätigung des Krankheitsbildes erfolgt durch den Nachweis von Diphtherie-Bakterien im Abstrich.

Jeder Diphtherie-Fall ist meldepflichtig und wird vom Arzt dem örtlichen Gesundheitsamt mitgeteilt.

Therapie

Die Einleitung einer spezifischen Therapie erfolgt bereits bei Diphtherie-Verdacht, um keine Zeit zu verlieren. Als wichtigste Maßnahme gilt die Verabreichung von Diphtherie-Antitoxin, einem Gegengift, das das von den Bakterien produzierte Gift neutralisiert, solange dieses noch nicht an den Organzellen (z.B. Herzmuskelzellen) haftet. Gleichzeitig erfolgt eine Bekämpfung der Diphtherie-Bakterien mit Antibiotika. Patienten müssen während der Behandlung kontinuierlich überwacht werden, denn selbst bei rechtzeitiger Therapie sterben 5 – 10 % der Betroffenen. Bei Erstickungsgefahr muss unter Umständen ein Luftröhrenschnitt durchgeführt werden.

Impfung & Impfschutz

Die einzig wirksame Methode um einer Diphtherie-Infektion vorzubeugen, ist eine rechtzeitige Impfung. Die Impfung wird allen Personen empfohlen. Eine Impfung im dritten, vierten, fünften sowie zwischen dem 12. und 15. Lebensmonat sorgt für die Grundimmunisierung. Eine weitere Impfung im sechsten Lebensjahr wird von der Ständigen Impfkommission in Berlin (STIKO) empfohlen. Auch die Auffrisch-Impfung zwischen dem 11. und 18. Lebensjahr sollte nicht vergessen werden.

Weitere Auffrisch-Impfungen alle 10 Jahre halten die Schutzwirkung aufrecht und sind insbesondere wichtig für Reisende in Gebiete mit hohem Diphtherie-Risiko, Beschäftigte mit umfangreichem Publikumsverkehr, Personal in Gemeinschaftseinrichtungen, Bedienstete des Bundesgrenzschutzes und der Zollverwaltung, Aussiedler, Flüchtlinge, Asylbewerber aus Gebieten mit hohem Diphtherie-Risiko, sowie medizinischem Personal, das ersten Kontakt mit Erkrankten hat. Um bei einer Impfung gegen Diphtherie gleichzeitig auch vor anderen Infektionskrankheiten wie z.B. Wundstarrkrampf, Kinderlähmung, Keuchhusten und Hib zu schützen, stehen Kombinationsimpfstoffe zur Verfügung.

INFO Grundimmunisierung:
Die Grundimmunisierung umfasst die ersten Impfungen, die für den Aufbau eines stabilen Immunschutzes notwendig sind. Die Impfungen werden dabei in kurzem zeitlichen Abstand verabreicht.

Wichtige Adressen

Robert Koch-Institut
Nordufer 20
13353 Berlin
Telefon: 01888 754-0
Telefax: 01888 754-2328