Bronchitis: Ursachen, Symptome, Dauer & Therapie – mit Antibiotikum behandeln?

Husten und Auswurf – wer kennt das nicht. Eine Bronchitis, also eine Entzündung der Schleimhaut, welche die Bronchien auskleidet, ist eine häufige Erkrankung bei Jung und Alt. Vor allem in den Wintermonaten, wenn viele Viren kursieren und die Atemwege durch die kalte Luft angegriffen sind. Fast jeder 5. Bundesbürger leidet an einer Bronchitis in chronischer Form. Definitionsgemäß spricht man dann von einer chronischen Bronchitis, wenn in zwei aufeinanderfolgenden Jahren mindestens drei Monate pro Jahr Husten und Auswurf aufgetreten sind. Dies wird oft als „Raucherhusten“ bezeichnet und von vielen Menschen nicht oder erst zu spät ernst genommen.

Ursachen & Risikofaktoren

Die Bronchien sind die Äste der Luftröhre, die vom Hals hinunter in den Brustkorb zieht. Dort teilt sie sich in einen rechten und einen linken Hauptast, die jeweils getrennt den rechten und den linken Lungenflügel mit Atemluft versorgen. Die Hauptbronchien verzweigen sich in immer kleinere Bronchien, die Lappenbronchien und Segmentbronchien. Die noch feineren Verzweigungen werden Bronchioli genannt. Am Ende der feinsten und kleinsten Bronchioli befinden sich die Lungenbläschen oder auch Alveolen genannt.

Die Lungenbläschen sind umgeben von Blutkapillaren. In den Alveolen findet der Gasaustausch statt. Das vorbeifließende Blut nimmt den Sauerstoff aus der eingeatmeten Luft auf und gibt Kohlendioxid an die Ausatemluft ab. Die Schleimhautzellen, welche die Bronchien auskleiden, besitzen kleine, bewegliche Flimmerhärchen. Diese Härchen flimmern ununterbrochen in entgegengesetzter Richtung zur Einatmungsluft und haben die Aufgabe, Staubpartikel oder sonstige Fremdkörper aus den Atemwegen zu entfernen. Kommt es zu einer Entzündung der Schleimhaut von Bronchien oder Bronchiolen, wird dieses sensible Gleichgewicht gestört und Atembeschwerden bzw. nachfolgende Atemwegserkrankungen können die Folge sein.

Dauer: chronische vs. akute Bronchitis

Man unterscheidet nach ihrem Verlauf die akute, plötzlich auftretende und in den meisten Fällen ausheilende Bronchitis von der chronischen Bronchitis. Die Definition einer chronischen Bronchitis beinhaltet innerhalb von zwei Jahren eine Periode von mindestens dreimonatigem Husten pro Jahr. Die Bagatellisierung dieser chronischen Bronchitis als „Raucherhusten“ ist nicht gerechtfertigt, weil er in vielen Fällen ernste Ursachen hat, die unbedingt gründlich erforscht oder ausgeschlossen werden sollten.

Für die akute Bronchitis sind vor allem virale Infekte (respiratorische Viren wie Adeno-, Coxsackie-, Echo- oder Myxoviren) verantwortlich. Eine Bronchitis kann auch bei einer Grippeerkrankung auftreten, die ebenfalls durch Viren verursacht wird. Meist ist dabei die Luftröhre (Trachea) von der Entzündung mitbetroffen (Tracheo-Bronchitis). Zudem kann eine Bronchitis im Rahmen anderer Erkrankungen auftreten, z. B. bei Masern, Keuchhusten oder Typhus. Pilze wie Candida albicans können bei immungeschwächten Patienten zu einer sogenannten Soorbronchitis führen.

Durch das Einatmen giftiger Gase oder Rauch kann ebenfalls eine akute Bronchitis entstehen, die unter Umständen eine zusätzliche Schädigung des Lungengewebes zur Folge hat. Die chronische Bronchitis ist die häufigste chronische Atemwegserkrankung überhaupt. Nahezu jeder 5. Bundesbürger leidet darunter. Sie wird meist durch das dauerhafte Einatmen schädlicher Substanzen begünstigt oder sogar hervorgerufen.

Ursache Nummer 1 ist das Zigarettenrauchen!

Man schätzt, dass ca. 50% der Raucher über 40 unter einer chronischen Bronchitis leiden. Daneben sind eine starke Luftverschmutzung z. B. am Arbeitsplatz durch Abgase oder Stäube (Schwefeldioxid, Ozon, Kohlendioxid), seltener angeborene Stoffwechselstörungen mit erhöhter Infektanfälligkeit (z. B. Mukoviszidose) oder bestimmte Enzymmangelerkrankungen (1-Antitrypsin-Mangel) noch seltener dafür verantwortlich. Durch giftige Stoffe entsteht eine chemische Reizung und nachfolgend eine chronische Entzündung der Bronchialschleimhaut.

Die Bronchialschleimhaut verdickt sich und es kommt zur Schädigung der Schleimhautzellen. Die feinen Härchen, die helfen sollen, Staubpartikel zu entfernen, werden in ihrer Funktion beeinträchtigt. Man konnte nachweisen, dass Zigarettenrauch schon in einer gesunden Lunge die Leistung der Flimmerhärchen um ca. 50% reduziert. Die sich dadurch vermehrt ansammelnden Fremdkörper reizen die Schleimhaut noch zusätzlich. Eine gesteigerte Schleimproduktion ist die Folge. Da die Härchen nicht mehr voll funktionstüchtig sind, kann auch der Schleim nicht mehr effektiv abtransportiert werden. Die kleinen Bronchien verstopfen durch den zähen Schleim. Eine Zerstörung der Schleimhautzellen sowie eine Schädigung der Bronchuswand und auch der Lungenbläschen sind die Folge.

Krankheitsbild & Symptome

Bei einer akuten Bronchitis klagen die meisten Patienten über starken Hustenreiz und später auch Schmerzen im Brustkorb, sehr zähen, schleimigen Auswurf, Fieber und Kopfschmerzen. Eine schwere Infektion kann die klassischen Grippesymptome wie Schnupfen, Hals- und Gliederschmerzen auslösen. Die chronische Bronchitis ist charakteristischer Weise begleitet von Husten und schleimigem Auswurf. Meist klagen die Patienten über vor allem in den Morgenstunden über quälenden Husten. Der in den Bronchien befindliche Schleim ist zäh und daher nur schwer abzuhusten.

Dieser sog. „Raucherhusten“ wird häufig über Jahre toleriert, ohne dass die Patienten einen Arzt aufsuchen. Bei anhaltendem Zigarettenkonsum kann sich die Erkrankung massiv verschlechtern. Durch die Schädigung der Bronchialschleimhaut infolge der chronischen Entzündung wird die Wand der Bronchien dünner. Dadurch können die kleinen Bronchien während des Ausatmens dem Druck im Brustraum nicht mehr standhalten und fallen zusammen, sie kollabieren. Es kommt zu einem Verschluss (Obstruktion) der kleinsten Lungenbronchien.

Die Luft in den Lungenbläschen kann daher nicht mehr ausgeatmet werden, ein Aufblähen und Überblähen der Alveolen ist die Folge. Dieses Stadium bezeichnet man als chronisch obstruktive Bronchitis. Diese Veränderungen beeinträchtigen die Sauerstoffaufnahme ins Blut. Die Patienten klagen über zunehmende Atemnot, zunächst nur bei Belastung, dann aber auch in Ruhe, und einen allgemeinen Leistungsabfall. Durch das Überblähen der Lungenbläschen entsteht ein sog. Lungenemphysem. Als solches bezeichnet man die dauerhafte Überdehnung und damit Zerstörung der Lungenbläschen und anderer Teile des Lungengewebes. Durch die begleitende Gefäßschädigung erhöht sich der Blutdruck im Lungenkreislauf, und es entsteht eine zunehmende Beeinträchtigung der Herzfunktion.
Die Folge ist eine fortschreitende Atemnot auch in Ruhe.

Auswirkungen

Die durch eine akute oder chronische Bronchitis vorgeschädigte Lunge ist anfälliger für zusätzliche Infektionen. Häufige Komplikation ist daher eine eitrige Bronchitis. Sichtbares Zeichen hierfür ist eitriger, trüber, gelblich-grüner Auswurf. Schreitet die Entzündung weiter fort, können auch Lungenentzündungen auftreten. Besonders bei der chronischen Bronchitis sind die Entstehung eines Lungenemphysems sowie die begleitenden Atem- und Herzbeschwerden ernstzunehmende Erkrankungen. Da diese später nicht komplett ausheilen, gilt es, bereits zu Beginn einer chronischen Bronchitis die erforderlichen Behandlungsmaßnahmen einzuleiten, um einer weiteren Verschlechterung vorzubeugen. Patienten mit einer chronischen Bronchitis haben zudem ein erhöhtes Risiko, an einem bösartigen Lungentumor zu erkranken.

Der jahre- oder jahrzehntelange Nikotinmissbrauch hat eine krebsfördernde Wirkung. Durch die chronische Zerstörung der Flimmerhärchen ist die Klärfunktion der Lunge gestört, so daß die schädigenden Stoffe nicht vollständig abtransportiert werden können. Die anhaltende Entzündung führt zur Entartung der Zellen der Bronchuswand und nachfolgend zur Entstehung eines bösartigen Tumors, meist eines sog. Plattenepithelkarzinoms.

Erkennung & Untersuchungen

Die genaue Befragung durch den behandelnden Arzt und eine körperliche Untersuchung mit Abhören der Lunge geben erste Hinweise auf die richtige Diagnose. Eine chronische Bronchitis liegt nur dann vor, wenn die klassischen Symptome wie Husten und Auswurf in einen Zeitraum von zwei aufeinanderfolgenden Jahren mindestens drei Monate pro Jahr Husten und Auswurf aufgetreten sind.

Das Röntgenbild weist bei einer unkomplizierten Bronchitis keine Veränderungen auf. Nur bei zusätzlicher bakterieller Entzündung oder den oben beschriebenen Lungen- und Herzveränderungen zeigen sich im Röntgenbild Auffälligkeiten wie z.B. Zeichen einer Lungenüberblähung oder Herzinsuffizienz. Die Untersuchung des Auswurfes (Sputumdiagnostik) ermöglicht es, das richtige Medikament zur Behandlung einer eventuellen Infektion mit Bakterien oder Pilzen auszuwählen.

Die Lungenfunktionsprüfung, d.h. die Messung des Atemstroms sowie des gesamten Lungenvolumens, liefert Informationen über den Zustand von Lunge und Atemwegen.

Sie gibt bei einer fortgeschrittenen chronischen Bronchitis über den Funktionszustand der Lunge Aufschluss und dient auch als Verlaufsuntersuchung. Patienten können zuhause mit einem sog. Flowmeter das maximale Ausatemvolumen in einer Sekunde, die sog. Einsekundenkapazität selbst messen und so den momentanen Zustand ihrer Lunge kontrollieren.

Die Diagnose „Chronische Bronchitis“ ist im Prinzip eine Ausschlussdiagnose. Es müssen zunächst alle anderen in Frage kommenden Krankheiten ausgeschlossen werden, da es keine eindeutigen Symptome gibt und sich hinter den klassischen, aber relativ unspezifischen Beschwerden auch andere Erkrankungen verbergen können.

Therapie

Die Therapie der akuten Bronchitis besteht bei einer rein viralen Infektion in der Gabe von schleimlösenden Medikamenten. Einerseits stehen sog. Sekretolytika (z. B. Ambroxol oder Kamillenöl, das inhaliert wird) zur Verfügung, welche die Produktion von weniger zähem Schleim bewirken. Zum anderen kommen sog. Mukolytika (z.B. N-Acetylcystein) zum Einsatz, die den bereits gebildeten zähen Schleim verflüssigen helfen. Zudem sollten die Patienten viel Flüssigkeit zu sich nehmen, um die Verflüssigung des Schleims zu ermöglichen.

Antibiotika

Da eine akute Bronchitis häufig im Rahmen einer Grippe auftritt, werden die Begleitsymptome wie Fieber und Gliederschmerzen entsprechend behandelt. Antibiotika sind nur dann notwendig, wenn die Bronchitis sich nicht von selbst bessert oder eine bakterielle Lungenentzündung droht. Ist die akute Bronchitis Folge einer Inhalation von giftigen Gasen, muss der Patient zur Beobachtung in eine Klinik aufgenommen werden, da auch Stunden nach dem Einatmen noch lebensbedrohliche Komplikationen auftreten können.

Bei der Behandlung der chronischen Bronchitis gilt es vor allem, die Auslöser der Erkrankung auszuschalten. Das bedeutet vor allem: Schluss mit dem Rauchen. Aber auch giftige Dämpfe z. B. am Arbeitsplatz müssen gemieden werden, will man die Beschwerden nicht weiter verschlechtern.

Das kann unter Umständen einen Arbeitsplatzwechsel bedeuten, aber nur so ist eine weitere Verschlimmerung zu verhindern. Besteht zusätzlich eine bakterielle Infektion, muss je nach Erreger antibiotisch behandelt werden. Sind bereits Atembeschwerden aufgetreten, wird je nach Stadium der Erkrankung mit unterschiedlichen Medikamenten behandelt:

ß2-Sympathomimethika (z. B. Fenoterol, Salbutamol, Terbutalin) werden bereits im Anfangsstadium eingesetzt. Sie bewirken eine Erweiterung der Bronchien und helfen so, die Überblähung der Lungenbläschen und somit die Entstehung eines Lungenemphysems zu verhindern. Theophyllin bewirkt ebenfalls eine Erweiterung der Bronchien.

Cortisonhaltige Präparate werden sowohl als Inhalationssprays als auch in Tablettenform angeboten. Sie kommen meist erst in einem fortgeschrittenen Stadium zum Einsatz. Sie haben eine entzündungshemmende Wirkung und verhindern die „Gewöhnung“ an ß2-Sympathomimetika.

Um einer zusätzlichen Infektion der Lunge vorzubeugen, sollten sich Patienten mit einer chronischen Bronchitis vor Beginn der kalten Jahreszeit gegen Grippe impfen lassen.

Da sich Grippeviren in ihrer Struktur verändern können, muss die Schutzimpfung jedes Jahr wiederholt werden. Zudem sollten Patienten mit einer weiter fortgeschrittenen Bronchitis große Menschenmengen meiden, weil auch hier ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht. Auch gegen Pneumokokken steht eine Schutzimpfung zu Verfügung, die besonders für Ältere > 60 empfohlen wird. Diese Bakterien sind ebenfalls häufige Auslöser einer Lungenentzündung (Pneumonie). Durch eine frühzeitige Impfung kann so die Gefahr einer Pneumokokkenpneumonie verringert werden.

In vielen Fällen kann ein in Maßen betriebener Sport das Wohlbefinden der Patienten deutlich verbessern und zudem die Leistungsfähigkeit erhalten. Vorher sollte man jedoch den behandelnden Arzt fragen, in wie weit man sich belasten darf.

Vorsorge

Da ca. 90% der Fälle einer chronischen Bronchitis durch langjähriges Rauchen hervorgerufen werden, ist die beste Vorsorge, gar nicht erst mit dem Rauchen anzufangen oder schnellstmöglich damit aufzuhören. Arbeitet man mit giftigen Substanzen oder ist man starken Luftverschmutzungen ausgesetzt, sollte man dringend die vorgeschriebenen Arbeitsschutzmaßnahmen einhalten und von Schutzmasken Gebrauch machen.
Leidet ein Patient bereits unter den Symptomen einer chronischen Bronchitis, sollte diese dringend behandelt werden, damit keine weitere Verschlechterung der Beschwerden eintritt.

Aktuelles: Bronchitis bei Kindern

Nicht selten erkranken Kinder in den ersten drei Lebensjahren an einer sog. obstruktiven Bronchitis. Sie wird durch Viren hervorgerufen und geht mit mehr oder weniger starker Atemnot einher. Die Kinder haben infolge der entzündlichen Schleimbildung in den Bronchien eine erschwerte Ausatmung – vergleichbar mit Asthmapatienten. Sie benötigen oft auch schleimlösende und bronchienerweiternde Medikamente. Meist verlieren sie ihre Neigung zur Bronchusverengung mit zunehmendem Alter. Nur in seltenen Fällen entwickelt sich eine obstruktive Bronchitis zu einem Asthma bronchiale, das dann einer sachkundigen, regelmäßigen Betreuung durch einen erfahrenen Kinderarzt bedarf.

Wichtige Adressen

Deutsche Lungenstiftung e.V.
Geschäftsstelle Dr. med. Christian Blass
Podbielskistr. 380
D-30659 Hamburg
Tel: 0511 / 906 – 33 47
Fax: 0511 / 906 – 37 79

Deutsche Atemwegsliga e.V
Geschäftsstelle
z. HD. Frau Annegret Schmidtke
Burgstr. 12
33175 Bad Lippspringe
Tel: 05252 / 93 36 15
Fax: 05252 / 93 36 16

Deutsche Emphysemgruppe:
Dipl.-Psych. Heide Schwick
1. Vorsitzende
Bundesgeschäftsstelle
Steinbrecherstr.9
D-38106 Braunschweig
Tel: 0531-33 46 61

Reiner Lüttel
stellv. Vorsitzender
Infozentrale
Ringstrasse 17
D-53474 Bad Neuenahr
Tel: 02641/ 79459
Fax: / 79885