Wasserverschmutzung in Deutschland: Ursache & Folgen – Nur durch die Industrie?

Jährlich sterben 5,3 Mio Menschen aus Mangel an sauberem Trinkwasser, erklärte die UNO im März 1999. In Deutschland wird Trinkwasser als Lebensmittel behandelt und fällt unter das Lebensmittelgesetz. Danach darf es keine Krankheitserreger enthalten, es soll unter anderem geruchlos und geschmacklich einwandfrei sein.Die regelmäßige Überprüfung des Trinkwassers auf die krankheitserregenden Bakterien Escherichia coli, coliforme Keime und Koloniezahl wird von den dafür zuständigen Gesundheitsämtern vorgenommen. Das war nicht immer so, z.B starben durch eine Trinkwasserepidemie 1892 in Hamburg über 8.000 Menschen an der Cholera.

Öffentliche Wasserversorgungsunternehmen, die ca. 5 Mrd. m3 pro Jahr verteilen, sind für die Gewinnung, Aufbereitung und Verteilung in Deutschland verantwortlich.Der größte Teil des Trinkwassers wird aus Grundwasserreserven und Quellwasser gewonnen. Diese Wasservorkommen haben normalerweise eine gute Trinkwasserwasserqualität. Kalzium, Natrium, Magnesium sowie Sulfat zählen zu den Hauptinhaltsstoffen des Trinkwassers. Die starke Nitratbelastung einiger Wasservorkommen wird großteils durch die Düngung von Nutzpflanzen verursacht. Dabei wird das Nitrat vor allem im Boden vom versickernden Regenwasser ausgewaschen und gelangt so ins Grundwasser. Gefährlich ist Nitrat für Säuglinge bis zum 4.Lebensmonat, bei ihnen kann Nitrat zur Erstickung (Blausucht) führen.

Bedenkliche Konzentrationen der Spurenstoffe Arsen, Eisen und Flurid haben meist natürliche geologische Ursachen. Die Altlasten der Pflanzenschutzmittelverunreinigungen, wie z.B. das langlebige Atrazin und seine Abbauprodukte sind immer noch im Grundwasser zu finden, obwohl ihre Verwendung schon vor Jahren verboten wurde. Der Nachweis von Artzneimittelrückständen und hormonähnlichen Substanzen stellt neue Herausforderungen an die moderne Trinkwasseranalytik. Die Wirkung auf den Menschen ist noch nicht abschätzbar.

Wasser, die Quelle des Lebens

Der Mensch besteht zu mehr als 60% aus Wasser, er überlebt ohne Wasser nur etwa drei Tage. Sein biologischer Tagesbedarf beträgt 5 l; diese Menge muss der Mensch durch Trinken und Essen täglich zu sich nehmen. Jährlich sterben 5,3 Mio Menschen aus Mangel an sauberem Trinkwasser, hauptsächlich in Drittweltländern, erklärte die UNO im März 1999. 40 l Wasser gelten nach Ansicht von Weltbankexperten als minimaler Tagesbedarf, eingeschlossen waschen, putzen, kochen usw.

Der gesamte Wasserverbrauch eines Deutschen liegt zur Zeit bei etwa 130 Liter pro Tag. Seit 1950 vervierfachte sich der weltweite Wasserverbrauch. Der Kampf um Trinkwasservorräte in trockenen Gebieten, wie im Nahen Osten, führt immer wieder zu heftigen politischen Auseinandersetzungen.

In den kommenden 25 Jahren werden auch Länder wie die USA, Frankreich und China gegen dieWasserknappheit zu kämpfen haben.Wasser zählt auch zu den ältesten Heilmitteln. Nicht erst der als „Wasserdoktor“ bekannte Pfarrer Sebastian Kneipp setzte die Hydrotherapie als Heilverfahren ein. So wies schon Hippokrates (460 bis 325 v.Chr.) auf seine gesundheitsfördernde Wirkung hin.Heilwasser, das in gut sortierten Reformhäusern zu haben ist, ist kein Trinkwasser im gesetzlichen Sinne, sondern ein Arzneimittel.

Wasser hat bei vielen religiösen Zeremonien verschiedener Glaubensrichtungen eine starke Bedeutung. Mit der Wassertaufe wird die Aufnahme in die christliche Gemeinde besiegelt und das religiöse Lebensziel eines Hindu ist ein Bad im heiligen Ganges.Die Erde ist ein Wasserplanet, zwei Drittel seiner Oberfläche werden von den großen Ozeanen bedeckt. Durch die große Wärmespeicherkapazität von Wasser prägen die Weltmeere das globale Klima.

Die oberen drei Meter Ozeanwasser können dabei soviel Wärmeenergie speichern, wie die gesamte Atmosphäre darüber. Wasserdampf ist auch am natürlichen Treibhauseffekt beteiligt, ohne den die globale Durchschnittstemperatur bei etwa – 18o C liegen würde. Wasserkraftist in Deutschland die wichtigste natürliche Energiequelle zur Erzeugung von Elektrizität. Viele Salze, Metalle, chemische Verbindungen und Gase lösen sich gut in Wasser, es ist die Grundlage vieler technischer Anwendungen. Es wird auch gerne als Reinigungsmittel verwendet.

Nicht baden gehen beim Baden gehen

Ein Schwimmer schluck durchschnittlich 50 ml Wasser, ein im Wasser spielendes Kind leicht einen halben Liter. Übelkeit, Fieber, Durchfall und Hautausschläge sind dann oft die Folgen eines sommerlichen Badeausflugs an einen öffentlichen See. Krankheitserregende Keime wie Streptokokken, E-coli und Salmonellen gelangen am häufigsten über Fäkalien in Binnengewässer. Wasservögel können dabei die Hauptquelle sein. So entspricht zum Beispiel die Bakterienanzahl von Entenfäkalien einer Ente der von sechs Menschen ins Wasser eingetragenen Bakterienzahl.. In der EG-Richtlinie über die Qualität der Badegewässer wurden Leit- und Grenzwerte zur Beurteilung der Gesundheitsgefährdung festgelegt:

Leitwerte eingehalten: Baden unbedenklich
Grenzwerte eingehalten: Baden noch möglich
Grenzwerte überschritten: Baden nicht mehr möglich

Leider werden aus Kostengründen nicht alle in Frage kommenden Badestellen und anerkannte EG-Badeplätze regelmäßig von den Gesundheitsämtern überprüft. Hat das zuständige Gesundheitsamt keine aktuellen Daten über ein bestimmtes Badegewässer, ist es ratsam, vor dem erfrischenden Bad einige Beobachtungen vorzunehmen:

Augenmerk auf: Positiver Eindruck Negativer Eindruck
Wasservögel kleine Population große Population; Stockenten
Schwimmende Gegenstände keine Vegetationsreste, Treibholz, Fäkalien, tote Fische, andere Abfälle
Sichttiefe größer 2 Meter kleiner 1 Meter
Wasseroberfläche kein Oberflächenfilm Oberflächenfilm durch Tenside oder Mineralöl
Geruch kein auffälliger Geruch Phenolgeruch, fischig faulig
Färbung fest, dünne Sedimentschicht grünlich bis bläulich und Sichttiefe unter 1 m
Gewässerboden mäßiges Wachstum Schlammablagerung
Algenwachstum reichhaltig und vielfältig starkes Algenwachstum
Fischbestand reichhaltig und vielfältig keine Fische
Umgebung Keine landwirtschaftliche Bewirtschaftung; keine Viehaltung; Umliegende Wohn-und Industriegebiete an Abwasserkanalisation angeschlossen; Felder und Wiesen mit Gülle gedüngt oder Tierhaltung; Abwassereinleitungen ;
Gewässerzirkulation Keine landwirtschaftliche Bewirtschaftung; keine Viehaltung; Umliegende Wohn-und Industriegebiete an Abwasserkanalisation angeschlossen; Stehendes Gewässer; sehr geringer Zu-und Abfluß;

Regen als Waschwasser

Regenwasser wäre der reinste in der Natur vorkommende Wassertyp, würde es keine Schaddstoffe aus der Luft aufnehmen. Ein Regentropfen hat nach einer Fallstrecke von 1 km ca. 16 Liter Luft gewaschen, so wird Regen zu einem Abwasser der Luft. Durch Mitreißen und Lösen werden viele vom Menschen verursachte Luftschadstoffe der Luft entzogen. Typisch für die Belastungsgebiete der Industrieländernist die Aufnahme Sulfat und Nitrat, die sich zu Schwefelsäure und Salpetersäure umwandeln können und den Regen „sauer“ machen. werden weiter giftige Chemikalien wie Pflanzenschutzmittel, Schwermetalle wie Blei aus dem Straßenverkehr, radioaktive Stoffe aus Kernwaffenversuchen und Reaktorunfällen ( radioaktiver Fallout), sowie Kohlenwasserstoffe, Schwebstaub, Ruß und Teer aus Industrie- und Verbrennungsanlagen aller Art.

Nieselregen reinigt die Luft besonders gut, aber auch kleine Schneeflocken und Eiskristalle. So ist während der winterlichen Heizperiode die verstärkte Luftverschmutzung im Schneefall abzulesen. Deshalb sollte Schnee nicht in den Mund genommen und gelutscht werden, wie es Kinder gerne tun. Auf der Erdoberfläche angekommen, verdunstet ca. 50% des Wassers wieder, die andere Hälfte gelangt als Oberflächenwasser in Flüsse und Seen oder wird zum Grundwasser. Dabei kann das Wasser weitere Inhaltsstoffe aufnehmen, aber auch beim Durchsickern des Bodens gereinigt werden.

Düngemittelauswaschungen, vor allem Nitrat und Phosphat, die aus der Intensiv-landwirtschaft, Massentierhaltung, Wein- und großflächigen Gemüseanbau stammen, belasten das Trinkwasser erheblich und erhöhen die Wasseraufbereitungskosten. Der Zustand veralgter und verschlammter Seen verbesserte sich in Deutschland erst wieder mit dem Ausbau von Abwasser-Kanalnetzen und Kläranlagen. Heute sind rund 90 % der gesamten deutscen Bevölkerung an öffentliche Abwasserbehandlungsanlagen angeschlossen. Von den überwiegend mit Wasch- und Reinigungsmitteln belasteten häuslichen Abwässern, werden ca. 4 Mrd. m3 pro Jahr gereinigt. Insgesamt werden jährlich rund 10 Mrd m3 Wasser mechanisch und/oder biologisch gereinigt, bevor das so behandelte Wasser in Flüsse eingeleitet wird.