Placebo-Effekt: Wenn allein der Glaube wirkt – Definition & Vorsicht bei der Wahl des Heilpraktikers

„Wer heilt hat recht“ – wenn eine äußert fragwürdige Therapie zum Erfolg führt, sehen deren Befürworter die Wirkung ihrer Methode wieder einmal bestätigt. Das die Linderung der Beschwerden dabei weniger auf nicht messbare Schwingungen, Energiefelder oder sonst welche Einflüsse zurückzuführen ist, könnte einen einfachen Grund haben: nämlich der Placebo-Effekt.

Der Placebo-Effekt

Das muss man sich mal vorstellen: Ein Patient bekommt anstelle einer medizinisch wirksamen Therapie eine Pille verabreicht, die nur aus reinem Zucker besteht. Der Patient – tief im Glauben, ein wirkungsvolles Medikament erhalten zu haben – spürt schon nach kurzer Zeit eine Linderung der Symptome sowie eine deutliche Verbesserung seines allgemeinen Gesundheitszustandes. Und das, obwohl er kein einziges Molekül einer wirksamen Substanz erhalten hat. Diese Begebenheit wird in der Medizin als Placebo-Effekt bezeichnet. Placebos sind sogenannte Scheinmedikamente, die zwar keinen Wirkstoff enthalten, aber trotzdem den Gesundheitszustand des Patienten beeinflussen.

Sie können im Körper messbare Veränderungen hervorrufen und bei machen Patienten treten sogar Nebenwirkungen auf! Im Prinzip ist an jeder Heilung und Besserung der Placebo-Effekt beteiligt. Doch vor allem bei Beschwerden oder Krankheiten, die auf eine Wechselwirkung zwischen Körper und Geist zurückzuführen sind, ist der Placebo-Effekt besonders ausgeprägt.

Ganz gleich, ob es sich um Zuckerwasser, Gummibärchen oder einen Thymus-Extrakt handelt – als Placebo kann so gut wie alles wirken. Selbst Menschen – wie z. B. der Arzt oder behandelnde Therapeut – wirken auf Kranke. Eine gute Beratung, die optimistische Ausstrahlung des Therapeuten beispielsweise können den Krankheitsverlauf oftmals positiv beeinflussen. Das Erfolgsgeheimnis einer jeden Therapie hängt mitunter stark von dem Vertrauensverhältnis zwischen Behandler und dem Patienten ab.

Und nicht zuletzt führen auch eindrucksvolle Geräte, aufwendige Dosierungspläne und der Glaube, dass es sich um ein besonders wirksames Medikament handelt, zu einem Placebo-Effekt. Mit derartigen Einflüssen kann die Ansprechrate von 25 auf 75 Prozent gesteigert werden. Und zwar ganz gleich, ob es sich bei der Therapie um eine schulmedizinische oder naturheilkundliche Behandlung handelt.

Der Placebo-Effekt ist wohl der Hauptgrund dafür, dass Außenseitertherapien, deren Wirkung wissenschaftlich nicht bestätigt werden konnte und als absolut unwirksam gelten, bei dem Patienten nicht selten zu einer Linderung seiner Beschwerden führen. Viele Therapeuten nutzen diese Erkenntnis. An sich unwirksame Therapien werden für teures Geld an den Kranken gebracht Gerade wenn schulmedizinische Methoden versagt haben, ist die Bereitschaft, alternative Heilmethoden anzuwenden und dafür viel Geld auszugeben, deutlich erhöht. Dass sich alternative Therapeuten in der Regel mehr Zeit für den Patienten nehmen als Kassenärzte, dürfte wohl vor allem an der Bezahlung liegen. Während Kassenärzte für die Beratung pauschal vergütet werden, werden die meisten alternativen Heilmethoden als private Behandlung ausgelegt und entsprechend abgerechnet.

Fauler Zauber?

Sanfte oder alternative Heilmethoden unterliegen oft der Mode. Waren vor wenigen Jahren noch die Bachblüten angesagt, ist es heute vielleicht Reikki, das bei zahlreichen Beschwerden zumindest eine Linderung verspricht. Dass eine bestimmte Methode gerade mal wieder in ist, liegt in der Regel nicht an den überwältigenden Therapieerfolgen. Meist sind es einfach nur intelligente Werbestrategien, die eine Methode bekannt und populär machen. Während die klassischen Naturheilverfahren in der Regel von staatlich ausgebildeten Physiotherapeuten, Krankengymnasten oder Ärzten für Naturheilkunde betreut werden, werden unkonventionelle Heilmethoden häufig von Heilpraktikern mit unzureichender Ausbildung oder sogar von Laien durchgeführt. Die Behandlung von Laien ist prinzipiell abzulehnen!

Vorsicht vor schwarzen Schafen

In Deutschland praktizieren über 9000 Heilpraktiker. Heilpraktiker ist kein Ausbildungsberuf. Die Ausbildung in Deutschland ist gesetzlich nicht geregelt. Es gibt private Heilpraktikerschulen, deren Anspruch und Seriosität von unterschiedlicher Natur sind. Angehende Heilpraktiker erwerben ihre Kenntnis an solchen Schulen, im Fernstudium oder in Abend- und Wochenendkursen. Die Anzahl der Unterrichtsstunden schwankt von 200 bis 5000. Kein Wunder also, dass die Qualifikation von Heilpraktiker so unterschiedlich hoch ist. Für Heilpraktiker gibt es keine Prüfungsordnung. Allerdings muss jeder Heilpraktiker beim Gesundheitsamt eine Überprüfung auf seine Kenntnisse und Fähigkeiten bestehen.

Neben vielen verantwortungsbewussten und guten Heilpraktikern gibt es leider auch viele schwarze Schafe, die man zurecht als Quacksalber bezeichnen kann. Deren Patienten bekommen unnötige oder unwirksame Behandlungsmethoden aufgezwängt und werden finanziell regelrecht „geschröpft“. Doch besonders schlimm ist es, wenn aufgrund einer mangelnden medizinischen Ausbildung bestimmte Erkrankungen vom Therapeuten nicht rechtzeitig erkannt werden. Eine falsche Diagnose kann schlimme und manchmal sogar tödliche Folgen haben.

Nicht immer kann man deutlich erkennen, ob der Behandler tatsächlich seriös ist und zum Wohle des Patienten handelt oder lieber nur in seine eigene Tasche wirtschaftet. Aber es gibt eine Reihe von Kennzeichen, die dem Patienten Aufschluss darüber geben, ob ein Therapeut seriös arbeitet oder nicht.

Seriöse Behandler

  • untersuchen zuerst den Körper und besprechen im Anschluss das Untersuchungsergebnis mit dem Patienten
  • erkundigen sich nach Beschwerden, Lebensumständen und Arbeitsbedingungen
  • erkundigen sich, ob ein anderer Mediziner bereits eine Diagnose gestellt hat und lässt sich diese mitteilen
  • erkundigen sich nach den bisherigen Behandlungsmethoden
  • teilen ihren Patienten mit, welchen Behandlungsweg sie einschlagen wollen
  • zeigen Behandlungsalternativen auf und sagen, warum sie sich für eine spezielle Methode entschieden haben
  • erstellen einen Behandlungsplan
  • empfehlen eine schulmedizinische Therapie, wenn seine Methoden für die Behandlung des Patienten nicht geeignet sind
  • arbeiten mit der Schulmedizin Hand in Hand und lehnen sie nicht generell ab

Vorsicht bei Therapeuten, die…

  • schulmedizinsche Behandlungen generell ablehnen oder abfällige Bemerkungen darüber machen
  • Vorauszahlungen für längere andauernde Behandlungen verlangen
  • ohne Untersuchung und genauer Diagnose schnell behandeln wollen
  • behaupten, die Therapie kann für alle Krankheiten eingesetzt werden und absolut nebenwirkungsfrei oder risikolos ist
  • schnell zu einer teuren Serienbehandlung raten
  • die den Fragen des Patienten ausweichen und den Behandlungsplan nicht erläutern
  • fordern, alle anderen Medikamente abzusetzen
  • unerfreut reagieren, wenn sich der Patient noch von jemand anderem beraten möchte
  • ungern Quittungen ausstellen
  • den Patienten manipulieren wollen, damit er der Behandlung zustimmt
  • den Patienten weiß machen wollen, schwer zu erkranken oder zu sterben, wenn sie eine bestimmte Therapie nicht machen wollen