Stillen & Babygerechte Ernährung: Muttermilch & Flaschennahrung

Stillen ist die natürlichste, gesündeste und einfachste Ernährungsform, die man einem Kind in den ersten Lebensmonaten bieten kann. Denn in der Muttermilch sind alle lebenswichtigen Nährstoffe wie Kohlenhydrate, Eiweiße, Fett, Vitamine und Mineralstoffe enthalten. Und zwar genau in der Menge und Zusammensetzung, die ein Baby braucht und die sein kleiner Körper auch am Besten verarbeiten kann. Außerdem erhält das Kind über die Muttermilch wichtige Abwehrstoffe.

Deshalb leiden gestillte Babys deutlich weniger unter Infektionskrankheiten als Kinder, die von Geburt an mit Fläschchenmilch ernährt werden. Aber auch Allergien wie Ekzeme, Asthma und Heuschnupfen beispielsweise sind bei gestillten Kindern sehr viel seltener. Nicht nur die ausgewogene Ernährungsweise, sondern auch die einfache Handhabung sprechen für das Stillen. Denn Muttermilch ist

  • sofort vorhanden, wenn das Baby Hunger hat
  • sofort in der idealen Temperatur
  • immer steril
  • kostet keinen Cent

Stillen bietet für das Kind nicht nur eine ausgewogene Ernährung und eine praktische Handhabung. Beim Stillen erfährt das Baby auch eine große Zuwendung und Geborgenheit, die gerade für die emotionale Entwicklung des Kindes von großer Bedeutung sind.

Wann soll das Kind zum ersten Mal angelegt werden?

Am Besten ist es, wenn das Neugeborene direkt nach der Geburt im Kreißsaal zum ersten Mal angelegt wird. Das Kind verfügt über einen angeborenen Saugreflex, der direkt nach der Geburt besonders stark ist. Und je früher ein Baby angelegt wird, desto eher kommt bei der Mutter der Milchfluss in Gang. Das Kind erhält in den ersten Tagen die wertvolle Vormilch (Kolostrum), die besonders reich an Eiweiß und Abwehrstoffen sowie Vitaminen und Mineralstoffen ist. Außerdem enthält sie deutlich weniger Fett und Kohlenhydraten als die reife Milch. Mit ihrer abführenden Wirkung unterstützt die Vormilch die Verdauung des Kindes, so dass es nach der Geburt schnell von dem schwarzen und übelriechenden Kindspech (Mekonium) gereinigt wird.

Rund drei Tage nach der Geburt kommt es zum sogenannten Milcheinschuss. Die Brüste schwellen stark an und werden druckempfindlich. Erst rund zehn Tage nach der Geburt produziert die mütterliche Brust die sogenannte „reife“ Muttermilch.

Richtig anlegen – aber wie?

Auch wenn das Stillen für Mutter und Kind am Natürlichsten und Einfachsten ist: Stillen will gelernt sein. Oft braucht es etwas Geduld, bis sich der Appetit des Kindes und die Milchbildung aufeinander eingestellt haben. In den ersten Tagen wird das Anlegen des Kindes an die Brust etwas schmerzhaft sein. Sobald der Milchfluss richtig in Gang kommt, lassen die Schmerzen meist nach. Damit das Stillen für Mutter und Kind von Anfang an einfacher wird, können bestimmte Verhaltensregeln weiterhelfen:

Stilllende Mütter müssen unbedingt darauf achten, eine bequeme Sitz- oder Liegeposition einzunehmen. Falsche Haltungen beim Stillen können nicht nur den Stillvorgang beeinträchtigen, sondern auch Rückenprobleme bei der Mutter verursachen.
Entspannung ist mitunter das Wichtigste, damit das Stillen auch klappt. Man sollte das Stillen nicht nur als Nahrungsaufnahme für das Kind betrachten. Liebevolles Streicheln während des Stillens vermittelt dem Baby Geborgenheit und intensiviert die Beziehung zwischen Mutter und Kind. Man muss darauf achten, dass das Kind beim Stillen die ganze Brustwarze inklusive Warzenhof in den Mund nimmt.

Wie häufig muss ein Baby angelegt werden?

Welche Menge und wie häufig ein Baby an der Brust trinkt, ist nicht nur von Kind zu Kind völlig unterschiedlich. Auch bei einem einzigen Kind können die Abstände von einer zur anderen Stillmahlzeit vollkommen verschieden sein. Manchmal haben Babys bereits ein bis zwei Stunden nach der letzten Stillmahlzeit wieder Hunger, ein anderes Mal dagegen müssen sie erst nach vier bis fünf Stunden wieder angelegt werden. Mütter sollten sich darüber im Klaren sein, dass sie dem Kind keine Essenszeiten vorgeben können. Das Kind gibt den Rhythmus an. Am besten ist es für das Kind, wenn man es stillt, wenn es Hunger hat! Mit etwas Glück, hat das Baby einen eigenen guten Trinkrhythmus, auf den sich die Mutter einstellen kann.

Wie merkt man, dass ein Kind satt wird & gedeiht?

Ganz einfach: ein gesundes und sattes Baby ist zufrieden und gut gelaunt. Seine Haut ist rosig, die Augen sind klar und die Windel ist regelmäßig voll. Früher wurden Babys nach jeder Stillmahlzeit gewogen. Das ist vollkommen überflüssig, da es stillende Mütter oftmals verunsichert und sich viele Frauen selbst unter Erfolgsdruck setzen. Es reicht völlig aus, wenn das Kind einmal pro Woche gewogen wird und man sich vergewissert, dass es kontinuierlich zunimmt.

Was tun bei wunden Brustwarzen?

Wunde und schmerzhafte Brustwarzen in den ersten Stillwochen sind der häufigste Grund, warum Mütter mit dem Stillen aufhören. Meistens entstehen sie dadurch, dass das Kind die Brustwarze nicht weit genug im Mund hat, daran zieht oder mit seinem Kiefer darauf rumkaut.

Stillende Mütter sollten deshalb folgendes beachten:

  • Das Kind sollte beim Trinken die ganze Brustwarze in den Mund nehmen
  • Das Kind sollte nur zum Trinken an die Brust kommen
  • Häufig lindern auch ein paar Tropfen Muttermilch, die auf die Brust geträufelt werden, die Schmerzen

Sind die Schmerzen so stark, helfen Brust-Hütchen aus Silikon auf alle Fälle weiter. Manche Babys brauchen allerdings etwas Zeit, um sich an die Stillhilfen zu gewöhnen.

Und damit es erst gar nicht soweit kommt:
Härten Sie bereits in der Schwangerschaft ihre Brustwarzen, in dem Sie sie mit einem rauhen Frottee-Handtuch abrubbeln. Eine „sinnliche“ Alternative: Lassen Sie Ihren Partner mit der Brustwarze „spielen“!
Luftbäder und Sonneneinstrahlung härten Brustwarze ab.
Verzichten Sie in der Schwangerschaft so oft wie möglich auf den BH. Durch die ständige Reibung an der Kleidung werden die Brustwarzen widerstandsfähiger.

Was tun bei einer Brustdrüsenentzündung (Mastitis)?

Nicht selten führt ein Milchstau zu einer Brustdrüsenentzündung, der sogenannten Mastitis. Diese Entzündung wird häufig durch eine Staphylokokken-Infektion in einem unbehandelten Milchstau verursacht. Die Erreger gelangen dabei häufig über einen Riss in der Brustwarze in das Gewebe. Die betroffenen Frauen leiden unter grippeähnlichen Symptomen, wie beispielsweise Fieber, Mattigkeit und Gelenkschmerzen. Außerdem sind die Brüste gerötet und äußerst schmerzhaft.

Frauen, die an einer Brustdrüsenentzündung leiden, sollten umgehend den Arzt aufsuchen. In der Regel wird ein Antibiotikum verschrieben. Die Brust sollte unbedingt geleert und ausreichend gekühlt (z.B. Eiswürfel in einem Waschlappen oder einem Quarkumschlag) werden. Wichtig ist vor allem, dass sich die Mutter schont und für ausreichend ruhe sorgt. Bettruhe ist bei einer Mastitis ratsam. Dem Kind schadet es normalerweise nicht, die Milch von der betroffenen Brust zu trinken. Die Antikörper in der Milch schützen das Baby vor einer möglichen Infektion.

Ernährung während der Stillzeit

Damit das Baby über die Muttermilch ausreichend mit Nährstoffen versorgt wird, ist eine gesunde und ausgewogene Ernährung der stillenden Mutter notwendig. Da die Mutter nicht nur sich selbst, sondern auch ihr Kind ernähren muss, ist ein erhöhter Kalorienbedarf von etwa 700 Kalorien (2900 Joule) erforderlich. Eine mangelhafte Ernährung schlägt sich in der Qualität der Muttermilch nieder. Eiweiß-, vitamin- und mineralstoffhaltige Nahrungsmittel dürfen deshalb auf dem täglichen Speiseplan nicht fehlen. Stillende Mütter sollten darauf achten, dass sie regelmäßig Milch oder Milchprodukte, frisches Obst und Gemüse sowie Vollkornprodukte zu sich nehmen.

Über die Muttermilch bekommt das Kind alles mit, was die Mutter zu sich nimmt. Leider nimmt das Kind dadurch auch Substanzen auf, die es nicht verträgt:
Kohlgemüse, Hülsenfrüchte, Knoblauch und Zwiebeln führen beim Kind häufig zu Blähungen. Stark säurehaltige Früchte (z.B. Zitrusfrüchte) sowie säurehaltige Säfte (z.B. Orangensaft) können einen wunden Po oder einen Hautausschlag beim Kind verursachen.

Beeinflussung der Milchbildung

Um die Milchbildung anzuregen, sollten stillende Mütter unbedingt darauf achten, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen (3-4 Liter pro Tag). Besonders geeignet sind dabei Tees aus Fenchel, Anis und Kümmelsamen, die den Milchfluss in Gang bringen. Da Stress sich negativ auf die Milchbildung auswirkt, müssen Mütter für eine ausreichende Entspannung sorgen.

Wann muss zugefüttert werden?

Manche Kinder werden trotz häufigen Anlegens einfach nicht richtig satt. Vielleicht liegt es an der Zusammensetzung der Milch oder der Nahrungsbedarf des Kindes ist so gesteigert, dass die Mutttermilch nicht mehr ausreicht. Wenn das Kind nicht mehr richtig zunimmt und der Nahrungsbedarf über die Muttermilch nicht mehr gedeckt werden kann, sollte zugefüttert werden. In den ersten Monaten ist das Kind allerdings noch zu klein, um feste Nahrung zu sich zu nehmen, da die Verdauungsorgane noch nicht darauf eingestellt sind.

Das Kind benötigt deshalb eine Säuglingsanfangsnahrung (Pre-Milch). In den meisten Fällen ist es nicht erforderlich, eine komplette Stillmahlzeit mit einer Ersatznahrung zu ersetzen. Es empfiehlt sich, das Kind erst anzulegen und danach mit soviel Ersatznahrung zuzufüttern, bis das Kind richtig satt ist. Muss ein Kind zugefüttert werden, sollte man sich auf alle Fälle vom Kinderarzt beraten lassen.

Wie lange soll ein Kind gestillt werden?

Kinderärzte empfehlen, Säuglinge sechs Monate lang voll zu stillen und danach langsam abzustillen. Das Kind hat nach einem halben Jahr genug Antikörper über die Muttermilch erhalten, so dass es über einen guten Abwehrmechanismus verfügt. Insofern bringt das Stillen nach dem 6. Monat kaum noch entscheidende Vorteile. Mütter, die ihr Kind länger als 6 Monate stillen möchten, sollten die Muttermilch auf Schadstoffe hin untersuchen lassen.

Worauf sollte man beim Abstillen achten?

Wenn eine Mutter mit dem Stillen aufhören möchte, sollte sie unbedingt darauf achten, dass sie langsam „abstillt“. Zu schnelles Abstillen kann leicht zu einem schmerzhaften Milchstau in den Brustdrüsen führen. Auch die Verdauungsorgane des Kindes müssen sich auf die neue Ernährungsform erst einstellen und können eine „Gewaltkur“ nicht so einfach verkraften. Langsames Abstillen sorgen dafür, dass die Milchbildung allmählich gedrosselt wird und sich das Kind optimal auf die neue Nahrung umstellen kann.

Am Besten ersetzt man zuerst eine Stillmahlzeit. Bis eine Stillmahlzeit vollständig ersetzt ist, können jedoch zwei drei Wochen vergehen. Nach zwei bis drei Wochen kann dann die nächste Stillmahlzeit ersetzt werden. Wird das Kind weniger angelegt, reduziert sich in der Regel die Milchbildung von alleine.

Wenn ein Kind krank ist, eine Umstellung wie beispielsweise ein Umzug bevorsteht oder eine Reise unternommen wird, sollte das Abstillen noch verschoben werden.

Was spricht gegen das Stillen?

Auch wenn Stillen das Beste für ein Kind ist – es gibt verschiedene Gründe, die gegen das Stillen sprechen. Leidet eine Mutter an einer bestimmten Erkrankung und muss Medikamente einnehmen, die ein Kind schädigen können, verbietet sich automatisch das Stillen. Es gibt in wenigen Fällen auch Kinder, die nicht richtig saugen, z. B. aufgrund einer Lippenfehlbildung, und dadurch zuwenig Nahrung aufnehmen.

Manche Mütter sind einfach aus persönlicher Einstellung nicht dazu bereit, ihr Kind zu stillen. Ist dies der Fall, macht es keinen Sinn, ihnen das Stillen aufzudrängen. Für Frauen, die aus Zeitgründen nicht stillen können (z.B. wenn sie nach dem gesetzlichen Mutterschutz wieder berufstätig sind), gibt es die Möglichkeit, die Milch abzupumpen, so dass das Baby trotz der Umstände die gesunde Muttermilch erhält. Die abgepumpte Muttermilch wird in eine sterile Flasche oder einen speziellen Plastikbeutel abgefüllt und kann bei Bedarf dem Kind über ein Fläschchen verabreicht werden. Muttermilch läßt sich im Kühlschrank rund 24 Stunden aufheben, im Drei-Sterne Kühlfach sogar bis zu zwei Wochen. Spezielle Milchpumpen können in der Apotheke gegen Entgelt ausgeliehen werden.

Die Alternative: Flaschennahrung

Wenn eine Mutter ihr Kind nicht stillen kann oder will, muss das Kind mit einer Ersatznahrung gefüttert werden. Mittlerweile werden von der Industrie Säuglingsmilchnahrungen hergestellt, die in der Zusammensetzung der Muttermilch weitgehend entsprechen und gut verträglich sind. In der Ersatzmilch sind alle wichtigen Nähr-, Aufbau- und Wirkstoffe enthalten, die ein Kind für seine gesunde Entwicklung braucht. Allerdings fehlen der Ersatznahrung die wichtigen Abwehrstoffe, die das Kind nur über den mütterlichen Organismus durch die Muttermilch erhält. Flaschenkinder neigen deshalb eher dazu, in den ersten Monaten an Infektionen zu erkranken.

Worauf muss bei Flaschennahrung geachtet werden?

Auch wenn ein Baby mit der Flasche ernährt wird, sollte man es immer dann füttern, wenn es Hunger hat. Normalerweise benötigt ein Säugling in den ersten vier bis fünf Monaten rund 120 Kilokalorien bzw. 500 Kilojoule pro Tag und Kilogramm Körpergewicht. Wie viel Fläschchen ein Säugling pro Tag tatsächlich benötigt, ist von Kind zu Kind jedoch unterschiedlich. In der Regel finden die Mütter relativ schnell heraus, wie viel Fläschchen ein Kind benötigt, damit es satt wird. Wichtig ist jedoch, dass man die Milch streng nach den Angaben des Herstellers zubereitet, damit keine Verdauungsprobleme beim Kind auftreten.

In den ersten vier Monaten erhält das Baby die sogenannte Erstlingsmilch (Pre-Nahrung), die der Muttermilch am besten angepasst ist. Nach vier Monaten wird normalerweise die sogenannte Folgemilch verabreicht. Sie enthält mehr Kalorien und ist deutlich mehr sättigend. Die im Handel erhältlichen Marken unterscheiden sich in der Qualität kaum, die Auswahl also reine „Geschmackssache“!

Ein Fläschchen sollte nicht nur der reinen Nahrungsaufnahme dienen, sondern auch den sozialen Kontakt zum Kind unterstützen. Denn auch wenn ein Säugling durch Fläschchen ernährt wird, muss es nicht auf Nestwärme, die für seine gesunde Entwicklung wichtig sind, verzichten. Enger Hautkontakt und zärtliche Liebkosungen während des Trinkens vermitteln dem Kind Geborgenheit und geben ihm das Gefühl der Sicherheit.